Tableaux Vivants - lebende Gemälde
Unter Tableaux Vivants, französisch für „lebende Bilder“, versteht man Nachstellungen historischer wie aktueller Kunstwerke. Dabei verkörpern Akteure die Figuren von Gemälden oder posieren wie Skulpturen. Mit Tableaux Vivants treten Personen, auch Laien, in ein Gemälde - und dabei meist auf eine Bühne. Sie werden so zum Bestandteil eines Kunstwerks. Jeder ist Künstler – und jeder kann Teil eines Kunstwerkes sein! Regisseurin Cornelia Krafft begibt sich auf eine bildstarke filmische Reise durch die Kulturgeschichte und -gegenwart anhand von Tableaux Vivants.
Bereits der Wiener Kongress zu Beginn des 19. Jahrhunderts, wie die gesamte Epoche der Wiener Salons bis in die 1920er Jahre, waren Anlass für den Aufschwung dieser besonderen Unterhaltung und Kunstform. Die Erfindung der Fotografie bewahrte diese für die Nachwelt.
Die Covid 19 Pandemie und die daraus resultierenden Lockdowns brachten ein Revival dieser besonderen Form der Unterhaltung wie Kunstvermittlung. Sabine Haag, ehem. Direktorin des Kunsthistorischen Museum Wien, und Hemma Schmutz, Direktorin des Lentos Kunstmuseums Linz, waren Jurymitglieder bei #dubistkunst, einer Aktion der ORF-Kultur, bei der die Bevölkerung eingeladen war Tableaux Vivants zu erstellen. Über 350 Beiträge wurden eingesendet. Die besten – und witzigsten – Ergebnisse wurden präsentiert.
Sabine Haag war schon Jahre zuvor selbst aktive Teilnehmerin eines Tableau Vivant der österreichischen Künstlerin Irene Andessner.
Als besonders beeindruckende Tableaux Vivants gelten jene des Ludovica Rambelli Theaters aus Neapel – der Hotspot für Tableaux Vivants. Mit unglaublicher Präzision entstehen innerhalb von Sekunden exakte Nachbildungen von Meisterwerken wie der Passion von Caravaggio.
Im Kunstunterricht an Schulen haben die lebenden Bilder ebenfalls Einzug gehalten. Dies hat in Linz dazu geführt, dass Schüler eine Sonderausstellung im Schlossmuseum Linz mit ihren Tableaux Vivants gestalten konnten.
An der Universität für angewandte Kunst erstellten zwei Kunststudentinnen jeweils ein Tableau Vivant speziell für diesen Film. Besonders schwierig: Die Originalbilder, die sie nachstellten, sind abstrakte Gemälde. Beiträge von Valie Export, Cindy Sherman und Jakob Lena Knebl zeigen auf, dass gegenwärtig Tableaux Vivants einen wichtigen Beitrag in der Kunst liefern.
Worin lag - und liegt - die Faszination ein Gemälde nachzustellen? Und wie entsteht so ein Tableau Vivant? Der Film liefert die Antworten auf diese Fragen und dokumentiert eine bildgewaltige, muntere Spurensuche nach Hintergrund und Idee des „lebenden Gemäldes“.
Gefördert vom Fernsehfonds Österreich, Filmfonds Wien und dem VAM (Verwertungsgesellschaft für Audiovisuelle Medien)
Regie
Cornelia Krafft