Sterben 2.0 - Der neue Umgang mit dem Tod
Es ist die einzige Gewissheit, die uns das Leben bereithält, zugleich Kränkung und gesellschaftliches Tabu: unser Tod. Die Gier nach Ruhm durch Selbstinszenierung in den sozialen Medien spiegelt die Sehnsucht nach Unsterblichkeit – und setzt sich auch in der Gestaltung unseres digitalen Nachlebens fort. Die zunehmende Abkehr von traditionellen Religionen wird von der Suche nach einer neuen Spiritualität abgelöst: Immer mehr Menschen wollen naturnah bestattet werden und so dereinst eingehen in den ewigen Kreislauf.
Death Café: dem Begriff haftet etwas Makabres an – und doch steht er dafür, dem Tod etwas von seinem Stachel zu nehmen. Einmal im Quartal trifft sich eine Gruppe Gleichgesinnter in einem Wiener Kaffeehaus, um die eigene Endlichkeit ganz genau ins Visier zu nehmen und um das vielleicht letzte große Tabu unserer Gesellschaft ein wenig aufzubrechen. Stets gibt es viel Süßes in Form von Mehlspeisen, um der Bitternis des Themas etwas entgegenzusetzen.
Online-Bestattungsplanung und moderne Kundenkommunikation dominieren im ersten digitalen Bestattungshaus Österreichs. Das Start Up befindet sich auf Expansionskurs. Herzstück ist der Online Konfigurator: ob Urne oder Sarg, vom Blumenschmuck bis zur Trauerrede kann man hier seine Bestattung digital buchen.
6.000 Hektar obliegen der Forstverwaltung Mayr-Melnhof in Salzburg. Hier betreibt Max Mayr-Melnhof auch sein Unternehmen Paxnatura: gewisse Areale seines Besitzes verpachtet er zum Zweck der naturnahen Bestattung. 250 Plätze sind bereits in erhabener Lage mit Urnen belegt: Die Naturbestattungsfläche „Vierkaseralm“ liegt auf 1.600 Metern Seehöhe.
Wie ordnet man sein digitales Nachleben? Auf immer mehr Friedhöfen finden sich auf Grab- und Gedenksteinen QR-Codes. Die „Gruppe 40“ auf dem Wiener Zentralfriedhof ist eine digitale und analoge Gedenkstätte, wurde vom Verein "Zur Erinnerung“ umgesetzt und widmet sich dem Gedenken der Widerstandskämpfer*innen gegen das NS-Regime. In seinem Film befasst sich Regisseur Stefan Wolner auch mit dem Thema Online-Friedhöfe: Internet-Plattformen, die der Erinnerung an Verstorbene dienen.
Zu Wort kommen in der Doku u.a. die Künstlerin und Philosophin Elisabeth von Samsonow und der Philosoph Franz Schuh.
Regie
Katharina Liebert
Stefan Wolner