'Zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 1938' dokFilm

Speer Goes to Hollywood

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Albert Speer zählte zu Hitlers engsten Vertrauten und sollte ab 1937 als Generalbauinspektor Berlin zur Welthauptstadt „Germania“ umgestalten. Als Reichsminister für Bewaffnung und Munition war er ab 1942 verantwortlich für 12 Millionen Zwangsarbeiter. Die vorsichtigsten Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens ein Drittel von ihnen zu Tode kam. Dennoch genießt er bis heute den Ruf des „guten Nazis“. Ein Mythos, den er sorgsam selbst entwarf und kultivierte – und der nur allzu gerne von einer weltweiten Öffentlichkeit aufgenommen wurde.

Albert Speer
Walter Frentz Collection, Berlin

Beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher war Speer einer der prominentesten Angeklagten - und entging als einer der wenigen der Todesstrafe. Er wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt, die er im Kriegsgefängnis Spandau verbrachte.

Albert Speer
ORF/Salzgeber/Realworks

Nach seiner Entlassung veröffentlichte er 1969 seine Memoiren unter dem Titel  „Erinnerungen“, die sofort zum Bestseller avancierten: Innerhalb von zwei Jahren verkaufte sich das Buch über eine Million Mal und wurde in 14 Sprachen übersetzt. Das war der Beginn von Speers Versuch, sich zu rehabilitieren. Paramount Pictures plante diesen Welt-Bestseller zu verfilmen, und Speer wirkte selbst am Drehbuch mit. Monatelange Gespräche, die von Drehbuchautor Andrew Birkin aufgezeichnet wurden, zeigen Speers skrupellosen Versuch, seine Vergangenheit mit dem geplanten Film reinzuwaschen.

Albert Speer
ORF/RBB

Der Film kam nie zustande, übrig blieben die bis dato unveröffentlichten Audio-Aufzeichnungen – 40 Stunden im Original. Diese bilden die Ton-Ebene von „Speer Goes to Hollywood“ und werden durch einzigartige Archivaufnahmen auf der Bildebene ergänzt. Regisseurin Vanessa Lapa kämpfte sich dabei durch einen breiten Sumpf von Lügen, die seit langer Zeit die Wahrheit über Hitlers „Leibarchitekten“ verdecken. Schicht für Schicht werden seine Taten aufgedeckt und seine Behauptungen widerlegt, sodass das ganze Ausmaß seiner Taten zum Vorschein kommt.

Offen bleibt die Frage, wie ein Mensch, der für viele Gräueltaten verantwortlich zeichnete, durch Intelligenz und Charme die öffentliche Meinung dazu brachte, ihm seine perfiden, meisterhaft gestrickten Fake News zu glauben. 

Die ORF Ko-Produktion erhielt den Ophir Preis (Israeli Academy Awards) für den besten Dokumentarfilm 2021.

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