Später Triumph - Renate Bertlmann
Renate Bertlmann ist eine Pionierin der österreichischen Performancekunst. Jahrzehntelang wurde ihr Schaffen von heimischen Galerien und Museen ignoriert. Nun sind ihre Werke in großen internationalen Museen zu sehen und erzielen Spitzenpreise. Seit den 1960er Jahren arbeitete sie beharrlich und unbeirrt an ihren Themen wie Liebe, Sexualität und Geschlechterrolle. Von ihren subversiv-ironischen und „schamlosen“ Enthüllungen traditioneller Rollenbilder fühlten sich manche Männer auf den Schlips getreten.
2017 erhielt sie den Österreichischen Staatspreis. Renate Bertlmann war die erste Frau in der über 100-jährigen Geschichte der Teilnahme Österreichs an der Biennale in Venedig, die den Österreich-Pavillon mit einer Solo-Schau bespielen durfte. Die Künstlerin präsentierte bei der 58. Venedig-Biennale im Innenhof des Pavillons einen Rosengarten mit 312 Rosen aus Murano-Glas, aus denen eine scharfe Klinge ragte.
Als Zeichen der Liebe aber auch des Widerstands: „Ich wehre mich, ich bin widerständig, ich lasse mir nichts mehr gefallen“, sagt Renate Bertlmann mit leidenschaftlichem Unterton in dem Filmporträt. Reinhold Bertlmann, seit 52 Jahren mit der Künstlerin verheiratet, hat als Quantenphysiker einen unbestechlichen Blick auf ihr Werk. Für ihn war es klar, dass ihr Werk einmal explosionsartig hinausmusste: „Wie bei einer halbdurchlässigen Membran, wo der molekulare Druck zu groß wird“, so der Physiker.
Wesentlich für Renate Bertlmanns Reüssieren am internationalen Kunstmarkt war die Sammlungstätigkeit von Gabriele Schor, der Direktorin der „Sammlung Verbund“. Auch die Kunsthistorikerin und Biennale-Kuratorin Felicitas Thun-Hohenstein und Stella Rollig, die Direktorin des Belvederes erzählen über die kunsthistorische Bedeutung von Renate Bertlmann als wesentliche Protagonistin der ‚Feministischen Avantgarde‘.
Renate Bertlmanns Ausstellung mit dem Titel „Fragile Obsessionen“ läuft noch bis 3. März 2024 im Belvedere 21.
Regie
Susanne Riegler