kulturMontag Spezial Zum 90. Geb. v. Sophia Loren am 20.9.2024:

Sophia Loren - Porträt einer Diva

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Die Hüften zu ausladend, der Mund zu groß, das Temperament zu ungezügelt – es war nicht vorauszusehen, dass Sofia Villani Scicolone, aus ärmsten neapolitanischen Verhältnissen stammend, zum Sexsymbol und zu einer der größten Filmdiven der Welten werden sollte. Doch mit Hartnäckigkeit und der Unterstützung des Produzenten, ihres verheirateten Liebhabers Carlo Ponti, gelang Sophia Loren genau dies. Sie schaffte es bis nach Hollywood, wo sie 1962 als beste Hauptdarstellerin in „Und dennoch leben sie“ mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Unter der Anleitung von Regisseur Vittorio de Sica entledigte sie sich vor der Kamera jedes Glamour und reifte zur großen Tragödin heran. Der ORF zeigt zum 90. Geburtstag von „la Loren“ Julia Brachers Porträt einer außergewöhnlichen Diva, für das sie tief in den Archiven gegraben hat. Auch die Skandale der prüden 50er-Jahre, die Sophia Lorens Leben zwischen verheirateten und sie begehrenden Männern wie Carlo Ponti oder Cary Grant auslösten, sind Stationen in der Dokumentation.

Sophia Loren - Porträt einer Diva
ORF/Balanga/Arte/Collection Christophel/Stanley Kramer Productions
Sophia Loren in "Stolz und Leidenschaft" (The Pride and the Passion, USA 1957, Regie: Stanley Kramer)

Romilda Villani, alleinerziehende Mutter zweier Kinder, hatte große Träume von einer Filmkarriere – die nach einer einzigen winzigen Rolle im Sand verliefen. Das schmälerte jedoch ihre Ambitionen nicht, die sie nunmehr ganz auf ihre ältere Tochter Sofia konzentrierte, die alsbald einen Schönheitswettbewerb gewann. Der Preis: eine Bahnfahrkarte nach Rom - das Ticket zum späteren Weltruhm. In Cinecittà klappern Mutter und Tochter die Studios ab, ein Produzent wird auf Sofia aufmerksam. Er rät ihr, sich die Nase verkürzen zu lassen. Die jungen Actrice weigert sich, er verliert nie wieder ein Wort darüber: Es ist der um 22 Jahre ältere Carlo Ponti, jener Mann, der von nun an Sofias Leben beruflich wie privat bestimmen sollte. Er treibt der jungen Frau den neapolitanischen Akzent aus und kleidet sie neu ein. Aus Sofia Villani Scicolone wird Sophia Loren: Von nun an geht´s bergauf.

Sophia Loren - Porträt einer Diva
ORF/Balanga/Arte/picture alliance
Sophia Loren in "Die Gräfin von Hongkong" (A Countess From Hongkong, GB 1966, Regie: Charles Chaplin)

Im Alter von 21 Jahren ersetzt Loren ihre wohl größte Konkurrentin Gina Lollobrigida in der erfolgreichen Komödienreihe „Liebe, Brot und…“. Danach gelingt der schönen Neapolitanerin der Sprung nach Hollywood. 1958 trifft sie auf dem „Hausboot“ auf Cary Grant. Nach nur wenigen Wochen auf dem Set hält der Frauenschwarm um ihre Hand an. Sophia ist zwischen zwei Männern zerrissen, entscheidet sich dann aber doch für ihren Mentor Carlo Ponti. Dieser ist immer noch verheiratet, eine Scheidung im erzkatholischen Italien damals eine Unmöglichkeit. Ponti denkt sich eine juristische Spitzfindigkeit aus: In Mexiko lässt er sich in Abwesenheit seiner Ehefrau scheiden, es folgt eine Blitzhochzeit mit Sophia. Doch der Vatikan schäumt; um nicht als Bigamist verurteilt zu werden, folgt die Annullierung der Ehe. Erst Jahre später – mittlerweile sind Loren und Ponti französische Staatsbürger – gelingt die Legitimierung der Beziehung.

Sophia Loren - Porträt einer Diva
ORF/Balanga/Arte/The Kobal Collection/Aurimages
Sophia Loren in "Ein besonderer Tag" (Una giornata particolare, IT/ CAN 1977, Regie: Ettore Scola)

Von Hollywood zurück in Europa, wird Regisseur Vittorio de Sica zu Lorens beruflichem Mentor. Er treibt ihr die Manierismen der US-Traumfabrik aus, unter seiner Ägide reift sie zur ernstzunehmenden Schauspielerin. Ein weiterer Mann, der ihren Status als Filmstar zementiert, ist Marcello Mastroianni. Mehrere Filme drehen die beiden miteinander, werden so zum Traumpaar des europäischen Films. Regisseurin Julia Bracher hat tief in den Archiven gegraben und zeichnet so den Aufstieg eines zunächst unbeholfenen Starlets zur internationalen Film-Ikone nach.  

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