In memoriam Gerhard Roth: kulturMontag

Schreiben ist Leben - Gerhard Roth

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Er war ein Schreibbesessener, ein unermüdlich Befragender österreichischer Verfasstheit und Verwerfungen. Mit Gerhard Roth ist am Dienstag einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller gestorben. Auf ewig eingeschrieben in die Literaturgeschichte hat sich der Grazer mit seinem Opus Magnum, den beiden Zyklen „Archive des Schweigens“ und „Orkus“. Mit seinen Drehbüchern, Filmprojekten und Romanverfilmungen war Roth auch dem Fernsehpublikum bekannt. Die Doku „Schreiben ist Leben“ von Katja Gasser und Sophie Weilandt hätte eigentlich eine Würdigung des Schriftstellers zu seinem 80. Geburtstag im Juni dieses Jahres werden sollen. Die Regisseurinnen begleiteten Gerhard Roth nach Venedig und in die Südsteiermark – Orte der Sehnsucht und der Inspiration.

Gerhard Roth
ORF

Als Kind hatte Gerhard Roth eine Art Erweckungserlebnis: da betrat er den Markusdom in Venedig und damit einen goldenen Raum, ausgestattet mit Mosaiken, die die ganze Menschheitsgeschichte erzählen. Die prosaisch veranlagten Eltern waren mäßig beeindruckt, aber der achtjährige Bub bekam eine Ahnung vom Paradiesischen. Natürlich ist das Paradies eine menschliche Erfindung, sagt Roth in der Dokumentation, aber ohne die Vorstellung davon wären wir arm. Schönheit und Schrecken, sie sind im Werk des Autors eng miteinander verknüpft. Geboren wurde Gerhard Roth zur Zeit des Nazi-Regimes, die Zeit danach im Nachkriegsösterreich bezeichnete er als Schweigens-Reich. Auch die Eltern, beide Mitglieder der NSDAP, schwiegen sich über die Zeit der Hitler-Diktatur aus. Umso verbissener stellte Gerhard Roth Fragen und suchte in seinen Romanen nach Antworten.

Das Vergessene, Abseitige, Anormale beschäftigte ihn seit jeher, seine freundschaftliche Verbundenheit mit den „Gugginger Künstlern“ bestand über viele Jahrzehnte. „Ich schreibe aus einer Position der Schwäche“, so der Autor, der auch als Fotograf seinen Blick für das Kleinteilige, für die mikroskopischen Zusammenhänge geschärft hat.

Regie
Sophie Weilandt

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