Rita Hayworth - Zu viel vom Leben
Rita Hayworth war Hollywoods „Love Goddess“, der Inbegriff der femme fatale. Sie war das, was man in den USA als „Bombshell“ bezeichnet - so sehr, dass Soldaten einen atomaren Sprengkörper – ganz zu ihrem Missfallen - mit ihrem Konterfei versahen. Doch Hayworth war weit mehr als das populärste Pin Up in den Spinden der GIs: Tanzpartnerin von Fred Astaire und Gene Kelly. Eine Frau, die trotz all des Glamour, den sie verströmte, zutiefst verunsichert war – des Lebens und Schreibens kaum mächtig. Eine Latina, die in einem schmerzhaften Prozess zur „All American Beauty“ transformiert wurde. Das Missbrauchsopfer ihres eigenen Vaters, mit einem später fatalen Hang zu „bösen Buben“. Ein Star, der in reiferen Jahren das eigene Image konterkarierte. Und die erste Alzheimer-Patientin, die als solche weltweite Publizität erhielt: Zu viel vom Leben! Katja Runge & Henning van Lil zeichnen dieses Leben in ihrer Doku nach – zu sehen anlässlich des 105. Geburtstages von Rita Hayworth.
Als sie in ihrem berühmtesten Film „Gilda“ zu dem Song „Put the Blame On Mame“ hüftkreisend einen Handschuh abstreifte, war dies erotischer als jeder konventionelle Striptease. Das Image der gefährlich-unwiderstehlichen Frau sollte an ihr haften bleiben wie Pech. Nichts erinnerte mehr an Margarita Carmen Cansino – so ihr bürgerlicher Name – die sich in einer kosmetischen Tortur den Haaransatz anheben lassen musste, um ihre ethnischen Spuren zu verwischen. Diesen Raub an Identität, um einen imagegerechten Stempel verpasst zu bekommen, formulierte Hayworth mit pointierter Bitterkeit: „Jeder Mann, den ich kannte, verliebte sich in Gilda, aber wachte mit mir auf“.
Noch als Kind hatte sie ihr Vater, Tänzer und Sohn spanischer Einwanderer, aus der Schule genommen und zu seiner Partnerin gemacht – und dies nicht nur beim Tanzen. Das Mädchen wurde ständig missbraucht – vielleicht stammte daher ihr selbstzerstörerischer Hang zu „bad guys“. Ihre Ehemänner wie Film-Genie Orson Welles und Playboy-Prinz Aly Aga Khan betrogen sie fortwährend. Im Alter von 62 Jahren wurde bei ihr die Alzheimersche Krankheit diagnostiziert, die letztlich zu ihrem frühen Tod führte. In der Erinnerung des Publikums aber wird sie immer die strahlende Schönheit von einst bleiben.
Zu Wort kommen in der Doku unter anderen die einstigen Weggefährten Robert Wagner und Constance Towers, sowie Hayworths Tochter Yasmin Aga Khan.
Regie
Katja Runge
Henning van Lil