kulturMontag

Petro-Melancholie - Das Erdölzeitalter im Spiegel der Kunst

Werbung Werbung schließen

Erdöl treibt Maschinen an, befeuert unsere Sehnsüchte und hat wie kaum ein anderer Rohstoff unsere moderne Gesellschaft geprägt und verändert

Begriffe wie Wachstum, Konsum, Wohlstand und Freiheit sind eng mit dem schwarzen Gold verknüpft. Seiner Energiedichte und Wandelbarkeit verdanken wir Treibstoffe, Asphalt, Plastik, Farben, Kerzen, Vinyl und vieles andere.

Petro-Melancholie
ORF/2022 NAVIGATOR FILM & Vive LaDok
Schwarzes Klebeband ist dicht durch einen weißen Raum gespannt (Künstlerin Monika Grzymala)

Nun neigt sich das Erdöl-Zeitalter seinem Ende zu und unsere Abkehr von diesem fossilen Energieträger sowie seiner gesamten Produktpalette nimmt allmählich Formen an. Und erst jetzt wird uns bewusst, in welche Abhängigkeit von diesem Stoff wir uns gebracht haben. Das Erdöl ist zu einem schwarzen Spiegel der letzten 150 Jahre Menschheitsgeschichte geworden.

Petro-Melancholie
ORF/2022 NAVIGATOR FILM & Vive LaDok
Alexander Klose, Kulturwissenschaftler, Co-Kurator der Ausstellung Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters im Kunstmuseum Wolfsburg

Der Regisseur Mathias Frick hat sich gemeinsam mit den Kulturwissenschaftlern Alexander Klose und Benjamin Steininger auf die Reise zurück in die Petro-Moderne gemacht.

Petro-Melancholie
ORF/2022 NAVIGATOR FILM & Vive LaDok
Benjamin Steininger, Kulturwissenschaftler, Co-Kurator der Ausstellung Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters im Kunstmuseum Wolfsburg

Der Film erzählt von den Erdölfeldern in Baku, die um 1900 die Hälfte des Weltbedarfs lieferten, von der Geburtsstunde des „American Way of Life“, als die massive Steigerung des Konsums als ein Akt des Patriotismus gepredigt wurde, von der Ölkrise in den 70ern, sowie vom Ölfluch im Niger Delta und Venezuela.

Petro-Melancholie
ORF/2022 NAVIGATOR FILM & Vive LaDok
Eine Ausstellungsbesucherin vor dem Kunstwerk Elf rien à foutre (Künstler: Romuald Hazoumè): ein halbes verrostetes Auto vollgefüllt mit Benzinkanistern, die auch auf dem Dach befestigt sind; das Auto verschwindet zur Hälfte in der Wand

Kunstwerke aus verschiedenen Teilen dieser Welt illustrieren, wie das Erdöl Kunstschaffende zu eindrucksvollen, provokanten und politischen Arbeiten inspiriert. Es ist ihr besonderer Blick, der uns unser ambivalentes Verhältnis zu diesem Stoff schonungslos vor Augen führt und vielleicht als Beginn eines Diskurses dienen kann, mit dem wir uns in die Lage versetzen, uns langsam vom Erdöl zu lösen.

Petro-Melancholie
ORF/2022 NAVIGATOR FILM & Vive LaDok
Der Künstler (Michael Hirschbichler) mit gelben Gummistiefeln in einer Ölpfütze schaufelt öliges Wasser auf eine Leinwand

Es ist ein schmerzlicher Abschied von den Träumen der Nachkriegsmoderne, in einem trotzigen Aufbäumen werden noch hemmungslos Flugreisen gebucht und große Autos gefahren. Verzicht und Veränderung passen nicht ins Konzept – was bleibt ist „Petro-Melancholie“.

Regie
Mathias Frick

Links: