kulturMontag In memoriam Peter Weibel:

Peter Weibel - Mein Leben

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„Ein Leben ist ihm nicht genug“, sagte Peter Weibel. Deshalb lebte er in seinem „Pluriversum“ mehrere Leben gleichzeitig. Er war wilder Wiener Aktionist, und liess sich als Hund von Valie Export durch Wien führen.

Valie Export führt Peter Weibel am Hundehalsband durch Wien – als Kunstperformance
ORF/Heldenfilm/Joseph Tandl
Valie Export führt Peter Weibel am Hundehalsband durch Wien – als Kunstperformance

Er studierte Mathematik, wurde Kurator, Rockstar, Regisseur von Multimedia Opern, Autor hunderter Bücher und mehrfacher Professor. Er war einer der kreativen Köpfe und der Vorstand des „Zentrums für Kunst und Medientechnologie ZKM“ in Karlsruhe. Seine globale Fangemeinde verehrte ihn für sein avantgardistisches Denken und Handeln. Weibels Multimedia Aktionen und Theorien waren in der Vergangenheit ihrer Zeit weit voraus. Heute sind sie Selbstverständlichkeiten unseres Industriezeitalters.

Künstler und Kurator Peter Weibel durchlebte nach 1945 eine schwere Kindheit im Flüchtlingslager in Ried im Innkreis
ORF/Heldenfilm
Künstler und Kurator Peter Weibel durchlebte nach 1945 eine schwere Kindheit im Flüchtlingslager in Ried im Innkreis

Dabei hätte Peter Weibels Start ins Leben kaum schwieriger sein können. Peters Mutter floh mit ihrem Baby aus Odessa durch die apokalyptische Endzeit des 2. Weltkrieges nach Österreich. Seine kindlichen Erinnerungen an die Flucht ließen Peter nie wieder los. Er wuchs im Flüchtlingslager auf, und kam in ein Kinderheim nach Gosau, „ans Ende der Welt“.

Peter Weibel besucht sein ehemaliges Kinderheim am "Ende der Welt" in Gosau
ORF/Heldenfilm/Lutz Reitemeier
Peter Weibel besucht sein ehemaliges Kinderheim am "Ende der Welt" in Gosau

Im Film reist Peter zum ersten Mal zurück an die Orte seiner Kindheit und erzählt erschütternde Geschichten von einer einsamen, harten Kindheit ohne Liebe – einer Kindheit, aus der ein Genie entstand.

"Die Frau hat die Reibefläche, der Mann das Zündholz" – Das Liebespaar Peter Weibel und Model Susanne Widl machen eine Kunstperfomance für den ORF
ORF/Heldenfilm
"Die Frau hat die Reibefläche, der Mann das Zündholz" – Das Liebespaar Peter Weibel und Model Susanne Widl machen eine Kunstperfomance für den ORF

Regisseur Marco Wilms begleitete den globalen Nomaden Peter Weibel auf seinen ruhelosen Reisen durch die Welt. In Rom kuratiert Peter Weibel eine ZKM Ausstellung, entdeckt Kunstwerke in römischen Palästen, und trifft den legendären Arte Povera Künstler Jannis Kounellis. In Paris gibt er gemeinsam mit dem Schriftsteller Umberto Eco einen Vortrag im Louvre und begegnet seinem Freund, dem Philosophen Bruno Latour im Centre Pompidou. In Karlsruhe erhält er den europäischen Kulturpreis, und erklärt sich zum Chief Science Officer des ZKM, Mr. Spock. Und in Berlin hält er einen Vortrag mit dem weltbekannten Lichtkünstler Olafur Eliasson, den Peter Weibel einst entdeckte. Kommentiert wird Weibels Arbeit von berühmten Weggefährten wie Bazon Brock oder Boris Groys.

Rockstar Peter Weibel performt seine "Action Lecture"
ORF/Heldenfilm/Hans Scheugl
Rockstar Peter Weibel performt seine "Action Lecture"

Das Schlusswort des Filmes gehört dem engen Freund und Philosophen Peter Sloterdijk: „... Was nun über den selbstlosen Melancholiker Peter Weibel im Besonderen zu sagen ist, das wäre wohl die Feststellung, dass er zu den Personen rechnet, denen seit jeher die Welt gehört hat, insofern die Welt den kraftvoll Trauernden offen steht. Der kraftvolle Melancholiker ist derjenige, der aus einem tiefen Verlust heraus lebt, der aber diesen Verlust verinnerlicht, akzeptiert und verwandelt hat in Unternehmungslust durch seine Fähigkeit, sich allem zu öffnen, was gleichzeitig mit ihm lebt und Werte in sich trägt.“

Regie
Marco Wilms

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