Peter Weibel - Mein Leben
„Ein Leben ist ihm nicht genug“, sagte Peter Weibel. Deshalb lebte er in seinem „Pluriversum“ mehrere Leben gleichzeitig. Er war wilder Wiener Aktionist, und liess sich als Hund von Valie Export durch Wien führen.
Er studierte Mathematik, wurde Kurator, Rockstar, Regisseur von Multimedia Opern, Autor hunderter Bücher und mehrfacher Professor. Er war einer der kreativen Köpfe und der Vorstand des „Zentrums für Kunst und Medientechnologie ZKM“ in Karlsruhe. Seine globale Fangemeinde verehrte ihn für sein avantgardistisches Denken und Handeln. Weibels Multimedia Aktionen und Theorien waren in der Vergangenheit ihrer Zeit weit voraus. Heute sind sie Selbstverständlichkeiten unseres Industriezeitalters.
Dabei hätte Peter Weibels Start ins Leben kaum schwieriger sein können. Peters Mutter floh mit ihrem Baby aus Odessa durch die apokalyptische Endzeit des 2. Weltkrieges nach Österreich. Seine kindlichen Erinnerungen an die Flucht ließen Peter nie wieder los. Er wuchs im Flüchtlingslager auf, und kam in ein Kinderheim nach Gosau, „ans Ende der Welt“.
Im Film reist Peter zum ersten Mal zurück an die Orte seiner Kindheit und erzählt erschütternde Geschichten von einer einsamen, harten Kindheit ohne Liebe – einer Kindheit, aus der ein Genie entstand.
Regisseur Marco Wilms begleitete den globalen Nomaden Peter Weibel auf seinen ruhelosen Reisen durch die Welt. In Rom kuratiert Peter Weibel eine ZKM Ausstellung, entdeckt Kunstwerke in römischen Palästen, und trifft den legendären Arte Povera Künstler Jannis Kounellis. In Paris gibt er gemeinsam mit dem Schriftsteller Umberto Eco einen Vortrag im Louvre und begegnet seinem Freund, dem Philosophen Bruno Latour im Centre Pompidou. In Karlsruhe erhält er den europäischen Kulturpreis, und erklärt sich zum Chief Science Officer des ZKM, Mr. Spock. Und in Berlin hält er einen Vortrag mit dem weltbekannten Lichtkünstler Olafur Eliasson, den Peter Weibel einst entdeckte. Kommentiert wird Weibels Arbeit von berühmten Weggefährten wie Bazon Brock oder Boris Groys.
Das Schlusswort des Filmes gehört dem engen Freund und Philosophen Peter Sloterdijk: „... Was nun über den selbstlosen Melancholiker Peter Weibel im Besonderen zu sagen ist, das wäre wohl die Feststellung, dass er zu den Personen rechnet, denen seit jeher die Welt gehört hat, insofern die Welt den kraftvoll Trauernden offen steht. Der kraftvolle Melancholiker ist derjenige, der aus einem tiefen Verlust heraus lebt, der aber diesen Verlust verinnerlicht, akzeptiert und verwandelt hat in Unternehmungslust durch seine Fähigkeit, sich allem zu öffnen, was gleichzeitig mit ihm lebt und Werte in sich trägt.“
Regie
Marco Wilms