kulturMontag Zum 80.Geb. v. Peter Turrini am 26.9.24:

Peter Turrini - Eine komische Katastrophe

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Als er seine ersten Stücke auf die Bühne brachte, schlug ihm der unverhohlene Hass von Boulevard und Bürgertum entgegen. Heute bleibt sein Rang als einer der wichtigsten Dramatiker im deutschsprachigen Raum unwidersprochen. Peter Turrini ist ein wortgewaltiger Mahner wann immer die Demokratie unter Druck gerät oder er faschistische Tendenzen wittert. Auch wenn er dies womöglich in Bescheidenheit abwehren würde: er ist eine moralische Instanz der Nation. Am 26. September wird der Kärntner Sohn eines Italieners 80. Regisseurin Danielle Proskar bittet den Dichter zu Wort – und lässt ihn lesen: Autobiographisches und Politisches zum Lachen und zum Weinen, zum Fürchten und zum Freuen.

Peter Turrini - Eine komische Katastrophe
ORF/epo-film

Um Peter Turrini gibt es seit jeher Debatten. Wohl steht der 26. September 1944 als sein Geburtstag außer Streit – nicht aber die Geburtsstunde. War es sechs Uhr morgens, wie die Mutter behauptete oder um zehn, wie es im Krankenhausregister steht? Hatte die Tante mit 13 Uhr recht oder der Vater, der von 15 Uhr sprach? So ein Start ins Leben ohne feste Gewissheiten scheint wie gemacht für einen Dichter. Lässt nicht gerade das Ungefähre Raum für Fantasie? Und wächst nicht gerade am Widerspruch der eigene Standpunkt?

Peter Turrini - Eine komische Katastrophe
ORF/epo-film

Der Bub Peter Turrini war wahrlich nicht unwidersprochen. Als übergewichtiger Sohn eines ins Kärntner Maria Saal zugewanderten italienischen Kunsttischlers wurde er von Gleichaltrigen geschlagen und gequält: „Alles an mir passte nicht zu ihnen“, sagt er in Danielle Proskars Film. So verharrte er meist auf einer Holztreppe im elterlichen Haus: im Rücken das Schweigen des Vaters in seiner Werkstatt, vor ihm die Spielwiese mit den Kindern, die nur darauf warteten, ihn fertigzumachen. So wurde die Holztreppe zum Grenzland, zum Zwischenreich, das viel Raum ließ, Gedanken schweifen zu lassen und sich von der eigenen Fantasie überraschen zu lassen.

Peter Turrini - Eine komische Katastrophe
ORF/epo-film

Später wurde Turrini erwachsen, er heiratete und brauchte Geld. So wurde er Vertreter von Schreibmaschinen – ein sehr schlechter, wie er anmerkt. Dann Werbetexter, mutmaßlich ein begabter. Doch Erfüllung fand er nur im Dichten. „Rozznajogd“ und „Sauschlachten“, uraufgeführt Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre, waren die Stücke zur Stunde, derb und ungeschminkt, der Bourgeoisie vor den Latz geknallt. Theaterskandale, die Turrini schlagartig berühmt machten.

Peter Turrini - Eine komische Katastrophe
ORF/epo-film/Stephan Mussil

Heute reißen sich die großen Bühnen wie Burgtheater und Theater in der Josefstadt, einen Turrini zur Uraufführung zu bringen. Aber er spricht nicht nur durch seine Stücke, sondern auch vor großem Auditorium, meist aus erschütternden Anlässen wie etwa dem Mord an Roma in Oberwart. Filmemacherin Danielle Proskar hat zu den politischen, beißend satirischen, aphoristischen und anekdotischen Texten von Peter Turrini eine eindrucksvolle visuelle Sprache gefunden. Sie montiert Archivmaterial, neu gedrehte Aufnahmen und Theaterausschnitte zu einem mit Turrini korrespondierenden Bildgedicht.

Regie
Danielle Proskar

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