Oskar Werner - Mensch und Mythos
Oskar Werner wurde am 13. November 1922 als Oskar Josef Bschließmayer in Wien geboren. Mit 19 kam das Naturtalent ans Wiener Burgtheater, ohne je Schauspielunterricht genossen zu haben. Er spielte „Don Carlos“, „Torquato Tasso“ und „Hamlet“ eindringlich, mit suggestiver Körpersprache und einzigartiger Stimme.
In Anlehnung an Max Reinhardt war das „wahre Theater“ sein Credo. Das sogenannte Regietheater lehnte er kategorisch ab, war überzeugt von der Kraft der Darstellenden. Eine Kompromisslosigkeit, die ihn zunehmend in die Rolle eines „Schwierigen“ im Umgang mit Regisseuren und Theaterdirektoren brachte.
Auch seine Arbeit in Hollywood war von dieser Rigorosität geprägt. Die internationale Filmwelt war auf Werner aufmerksam geworden, als er 1948 im heutigen Klassiker „Der Engel mit der Posaune“ von Karl Hartl mitgewirkt hatte. In „Entscheidung im Morgengrauen“ (1951), ein beklemmender Kriegsfilm mit politischem Bekenntnis, überzeugte der Wiener in der Hauptrolle Publikum wie Kritik. Den Sieben-Jahres-Vertrag mit 20th Century Fox brach er jedoch, da er mit den angebotenen Rollen nicht einverstanden war.
Zurück in Europa ließ sich Oskar Werner in Triesen, Liechtenstein nieder. Von hier aus startete er seine europäische Filmkarriere: 1955 spielte er in Georg Wilhelm Pabsts Film „Der letzte Akt“. Heute legendär ist „Lola Montez“ von Max Ophüls. Für François Truffaut mimte er 1962 den Jules in der berühmtesten Ménage-à- trois der Nouvelle Vague, in „Jules et Jim“ neben Jeanne Moreau und Henri Serre. Vier Jahre später beeindruckte Werner in „Fahrenheit 451“ nach dem Roman des berühmten Science-Fiction-Autors Ray Bradbury neben Julie Christie.
Im Porträt lässt Regisseur Siegfried Steinlechner neben dem ehemaligen Burgtheaterdirektor Achim Benning
weitere berufliche Weggefährt:innen wie Mona Seefried
und Michael Heltau
zu Wort kommen. Erstmals sprechen auch Oskar Werners letzte Assistentin, Michaela Kappel
und sein Freund der letzten Jahre in Krems, Robert Mayr, über ihn.
Sie alle erinnern sich an einen ganz Großen ihres Lebens und finden spannende Antworten auf Fragen zwischen dem Mythos und dem Menschen Oskar Werner.
Die wirklich große Film- und Theaterkarriere scheiterte aber an Oskar Werners Ansprüchen, die ihn unzählige Rollenangebote ablehnen ließen. Depressionen, Alkoholprobleme, nicht durchgeführte Theaterprojekte und ein Debakel mit seinem Wachau-Festival 1983 kennzeichneten seine letzten Lebensjahre. Während der Vorbereitung für eine Lesetournee durch Deutschland versagte sein Herz schließlich am 23. Oktober 1984 in Marburg an der Lahn.
Regie
Siegfried Steinlechner