Orte der Kindheit
Robert Dornhelm
„Orte der Kindheit“ prägen Menschen und formen die Persönlichkeit. Aus den Gerüchen, Gefühlen und Geschichten entsteht das, was wir später Heimat nennen. Mit Geschichten, Bildern und Gesprächen wird auf sehr persönliche Weise von der Kindheit der Künstler erzählt. Diesmal begleitet er Regisseur Robert Dornhelm, der am 17. Dezember seinen 75. Geburtstag feiert, an die Orte seiner Kindheit ins rumänische Timișoara und nach Wien.
Robert Dornhelm kam 1947 auf die Welt. Es hätte eine glückliche Nachkriegskindheit werden sollen: Ein talentierter Bub aus gutem Hause, eine wohlsituierte Familie und endlich Frieden. Doch Robert Dornhelms Familie war deutschsprachig, jüdisch und besaß eine Textilfabrik. Vater und Großvater kamen aus politischen Gründen ins Gefängnis, die Mutter musste als Sekretärin im Krankenhaus für den Lebensunterhalt aufkommen.
Doch die Berufstätigkeit der Mutter bedeutete für den jungen Robert Dornhelm vor allem eines: Freiheit! Als Kind trieb er sich viel in der Stadt herum, vor allem auf den Märkten, oder aber auch in den Vierteln der Roma, die ihn faszinierten. Und er begann die Welt durch die Linse seiner Fotokamera zu sehen und zu beobachten und durfte die Dunkelkammer des Krankenhauses nutzen, um seine Filme zu entwickeln.
Seiner Leidenschaft Menschen zu beobachten konnte er auch in den beiden Palais der Familie nachgehen, in denen verschiedene Menschen zwangsweise einquartiert wurden: Da war der serbische Dirigent, oder die Ballerina, die ihr Schamhaar mit Ammoniak bleichte (wie er durchs Schlüsselloch erspähte) und der Arbeiter, der im Kloschacht ein Huhn hielt.
Die Bedrohung durch das System erreichte ihn zunächst nicht, doch dann bekam auch er Repressalien zu spüren: Er gewann bei einer Schwimm-Meisterschaft eine Medaille, die ihm, ob seiner „unerwünschten“ Herkunft, aberkannt wurde. Eine nie vergessene Kränkung.
Die goldenen Zeiten der Familie waren in den 50er Jahren längst Geschichte und schließlich wurden die Dornhelms enteignet. Die Ankunft im „goldenen Westen“ in Wien 1961 war ernüchternd. Unfreundlich und kalt begrüßte ihn das vermeintlich gelobte Land. Der Dreizehnjährige reagierte zornig: Er wurde ein widerborstiger Schüler, der mehrfach die Schulen wechseln musste. Erst mit der Aufnahme an der Wiener Filmhochschule fand er seinen Weg als großer Geschichtenerzähler der Gegenwart.
Regie
Ute Gebhardt