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Opernhaus im Bunker - Tanzen in Zeiten des Krieges

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Charkiw, im Nordosten der Ukraine: Tiefe Wunden hat der russische Angriffskrieg in die Millionenstadt geschlagen.

Opernhaus im Bunker - Tanzen in Zeiten des Krieges
ORF/Roman Schell
Spuren des Krieges auf dem Opern- und Balletttheater Charkiw

Auch das Opern- und Balletttheater der Metropole wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen: Zerstörte Fenster und Fassaden, Brandspuren an mehreren Stellen, auf dem Dach die Überreste einer russischen Streubombe.

Opernhaus im Bunker - Tanzen in Zeiten des Krieges
ORF/Roman Schell
Zeichen der Gewalt: Die Reste einer Streubombe auf dem Dach des Musiktheaters

Und dennoch wird hier weiter geprobt, gesungen und getanzt: unter Lebensgefahr - im Bunker des Hauses. Das Theater wurde so zum Sinnbild für den ungebrochenen Lebenswillen der Bevölkerung und den Glauben an eine bessere Zukunft.

Couragierte Prima Ballerina: Antonina Radievskaya
ORF/Roman Schell
Couragierte Prima Ballerina: Antonina Radievskaya

Regisseur Roman Schell schildert in seiner Doku die Geschichte der Primaballerina des Corps de Ballet, Antonina Radiyevskaya, die ihre sichere Unterkunft in einem slowakischen Flüchtlingsheim verlässt und immer wieder in ihre Heimatstadt zurückkehrt – um im Operntheater zu tanzen, um Trost zu spenden und dem Publikum Momente der Freude und Normalität zu schenken. Die ORF-KULTUR zeigt den Film anlässlich des dritten Jahrestages des Ausbruchs des Krieges.

Opernhaus im Bunker - Tanzen in Zeiten des Krieges
ORF/Roman Schell
Große Oper auf kleiner Bühne im Schutzraum

Kaltes Neonlicht, kalter Marmorboden. Und als größtmöglicher Kontrast dazu: warme Opernklänge und grazile Pirouetten. Rund 100 Ensemblemitglieder des Charkiwer Musiktheaters haben in einem slowakischen Flüchtlingsheim temporäre Unterkunft gefunden, proben und performen in den Foyers und Gymnastikräumen des Hauses.

Opernhaus im Bunker - Tanzen in Zeiten des Krieges
ORF/Roman Schell
Ballettprobe im Flüchtlingsheim

Und immer wieder brechen sie zu Tourneen durch Europa auf, um ihr Stammhaus zu finanzieren. Das Heulen der Sirenen, die vor russischen Bombenangriffen warnen, nimmt Primaballerina Antonina Radiyevskaya kaum noch wahr, wann immer sie in Charkiw ankommt.

Opernhaus im Bunker - Tanzen in Zeiten des Krieges
ORF/Roman Schell
Spuren des Krieges: Die beschädigte Fassade des Musiktheaters

Stärker als ihre Angst sind die Bande zur ihrer künstlerischen Heimat und die Mission, die sie erfüllt: Sie lebt für ihre Kunst und würde für sie auch sterben. Filmemacher und Kriegsreporter Roman Schell schildert, wie der künstlerische Betrieb im Haus trotz aller Gefahr und Widrigkeiten aufrechterhalten wird.

Opernhaus im Bunker - Tanzen in Zeiten des Krieges
ORF/Roman Schell
Ballett-Perfomance im Bunker des Musiktheaters Charkiv

Geprobt wird im sichersten Raum des Hauses: im Keller, dem so genannten Bunker. Auch Opern und Ballettstücke werden auf einer kleinen Bühne dargeboten. Kein Plakat weist das Publikum auf die Aufführungen hin – sie könnten russische Drohnen anlocken. Mundpropaganda ist hier Werbemittel.

Opernhaus im Bunker - Tanzen in Zeiten des Krieges
ORF/Roman Schell
In Position für den Frieden: Antonina Radievskaya performt auf dem Dach des Musiktheaters Charkiw

Der Film erzählt auch von der zersetzenden Kraft des Krieges, wie durch ihn Familien zerrissen werden. Im Mittelpunkt steht aber die Hoffnung- und Trost-spendende Wirkmacht der Kunst.  

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