Regenbogenflagge
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Österreich unter dem Regenbogen

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Österreich: Bis vor wenigen Jahren mit dem Life Ball Gastland des glamourösesten Aids-Charity-Events der Welt. 340.000 Menschen aus aller Welt zieht die Wiener Regenbogenparade jährlich an. Seit 2019 steht die Ehe für alle in Gesetzesrang. Zeichen der Toleranz und Gleichberechtigung; Errungenschaften, die über Jahrzehnte hart erkämpft werden mussten – und die nicht in Stein gemeißelt sind. Man denke an die jüngst bekanntgewordenen Hassverbrechen gegen schwule Männer. Fast jede zweite homosexuelle Person in Österreich hat aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Diskriminierung erfahren.

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Abseits gewohnter Pfade: Rainbow Scouting Austria

Regisseur Robert Styblo erzählt in seinem Film die queere Geschichte der zweiten Republik – eine Geschichte der Benachteiligung und Ausgrenzung, aber auch eine Geschichte couragierter Menschen und ihrer zäh errungenen Erfolge. Zu Wort kommen u.a. die Aktivisten Günter Tolar, Hannes Sulzenbacher und Gery Keszler, die queere Autorin Karin Rick und die schillernde Drag Queen Tamara Mascara.

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Tamara Mascara

1957 kam Günter Tolar als Teenager aus Oberösterreich zum Studium nach Wien. Eine düstere, ja gefährliche Zeit, zumal für Schwule. Seit 1852 galt unverändert der berüchtigte §129, der Homosexualität als „Verbrechen wider die Natur“ mit schwerem Kerker unter Strafe stellte. „Wir waren in den Untergrund gedrängt“, erzählt Tolar. Im „Milieu“ kannte man sich nur unter Tarnnamen wie „Motte“ oder „Kaffeehäferl“, um bei polizeilichen Verhören niemanden preisgeben zu können.

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Günter Tolar, Ikone der Schwulenrechtsbewegung mit Szenewirt Ali Wimmer

Ein Jahr brauchte Tolar, die Schwellenangst zu überwinden, um das legendäre Szene-Lokal „Alte Lampe“ zu betreten – wo übrigens Leonard Bernstein Stammgast war und mit geschliffenen Manieren glänzte. Nicht weniger groß war die Schwellenangst einige Jahrzehnte später von Autor und Aktivist Hannes Sulzenbacher, das Vereinslokal Rosa-Lila-Villa zu betreten. Bald darauf hatte er in feuchtfröhlicher Runde die Idee, in Wien zu implementieren, was er in New York gesehen hatte – die Wiener Regenbogenparade war geboren.

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Die queere Autorin Karin Rick mit Regisseur Robert Styblo

Ganz vorn und ganz von Anfang an 1996 auf ihrem Motorrad mit dabei war die Autorin Karin Rick. Sie empfindet das Event als geschützten Raum für Frauen, ihre Sexualität offen zu zeigen. Erst 1971 wurde Homosexualität in Österreich straffrei gestellt. Dafür brach in den frühen 1980er-Jahren eine Katastrophe aus, von der viele Schwule betroffen waren: Aids.

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Ball-Vater Gery Keszler: Er sammelte Millionen im Kampf gegen Aids

Gery Keszler gehörte zu den ersten Erkrankten, gerade einmal drei Jahre verbleibende Lebenszeit gaben ihm die Ärzte. Über die vielen menschlichen Verluste, die er erleiden musste, kann er heute noch nicht sprechen. Mit dem bunten, schrillen Life Ball sammelte er als Veranstalter nicht nur viele Millionen für Aids-Hilfeprojekte, sondern enttabuisierte er auch das Thema. Nahe am Tabubruch war das Outing von Günter Tolar 1992 nach dem tragischen Tod seines Lebenspartners. Der Publikumsliebling als Homosexueller war für einen Teil des Fernsehvolks einfach nicht vorstellbar. Er gründete den Verein „Positiv Leben“.

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Tamara Mascara: der magische Moment vor der Verwandlung

Gastgeberin von „Austria´s Biggest Gay Party“ in der Wiener Arena ist Drag Queen Tamara Mascara – eine Veranstaltung, in der Lebensfreude zelebriert wird. Obwohl sie den Zauber der Montur schon so oft erlebt hat, ist der Moment der Verwandlung immer noch ein ganz besonderes Erlebnis für sie.

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Raphael Masaro alias Tamara Mascara

Robert Styblo zeigt in seinem Film auch Schwerfälligkeit und oft mangelnden Willen politischer Entscheidungsträger auf, den Weg zu Gleichberechtigung zu ebnen: So war es nicht die Bundesregierung, sondern der Verfassungsgerichtshof, der die so genannte Ehe für alle mit 1. Jänner 2019 freigegeben hat.

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