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Österreichs Originale

Der rosarote Galerist und die barocke Malerin

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Sie sind weltberühmt in Österreich - zumindest aber in ihrem Bezirk, ihrem Grätzel oder in ihrer „Bubble“.

Sie sind Österreichs Originale. Die Doku-Reihe der ORF-KULTUR stellt Menschen einander gegenüber, die aus dem Raster dessen fallen, was landläufig als „normal“ bezeichnet wird. Menschen, die von Leidenschaft und der Lust an der Grenzüberschreitung getrieben sind.

Österreichs Originale
ORF/Feuer & Flamme Film
Raja Schwahn-Reichmann im Augarten bei der Gestaltung eines Kunstwerkes

„Mehr ist mehr“ ist das Motto der Wiener Malerin und Bühnenbildnerin Raja Schwahn-Reichmann. Wogend, ausladend und sehr sinnesfreudig sind ihre Bilder, Reliefe, Objekte und die von ihr inszenierten barocken Feste – ein Kosmos der Faune und Engel, der Satyre und Nymphen, der Teufelchen, Lustknaben und Kurtisanen. 

Österreichs Originale
ORF/Feuer & Flamme Film
Nick Treadwell mit Flamingo

Er lebt seit rund einem Vierteljahrhundert in Österreich, ist aber pretty British geblieben. Und er ist pretty in Pink – von der Haarspitze bis zur Unterhose ist der im Burgenland ansässige Galerist Nick Treadwell in knalligem Rosarot gestylt. Er verkauft nicht nur Kunst – er ist selbst ein lebendes Gesamtkunstwerk. Jennifer Rezny und Florian Gebauer haben das Doppel-Porträt gestaltet. 

Österreichs Originale
ORF/Feuer & Flamme Film
Nick Treadwell inmitten seiner Kunstsammlung

„Die meisten Menschen denken, ich sei schwul. Was ja völlig in Ordnung wäre. Aber so leid es mir auch tut, ich bin es nun einmal nicht.“ Mit überholten Klischees, wonach man von farblichen Vorlieben auf die sexuelle Orientierung eines Menschen schließen könne, fängt Nick Treadwell nichts an – mit starren Geschlechterstereotypen noch weniger. Als er als Jugendlicher seinem Vater seinen Berufswunsch offenbarte – Kleider zu schneidern wie es seine Mutter tat – schickte ihn dieser zur Abhärtung auf ein Internat – Boxen und Rugby sollten aus ihm einen „echten“ Mann machen. Nick boxte sich durch – und wurde von Haus zu Haus fahrender Verkäufer von Lexika. Damals lernte er, wie man Türen öffnet – und setzte das Prinzip eins zu eins um, als er später Hausfrauen in der Vorstadt mit seinem Wohnmobil abklapperte und ihnen Kunstwerke für die noch blanken Wohnzimmerwände schmackhaft machte.

Österreichs Originale
ORF/Feuer & Flamme Film
Nick Treadwell und Skulpturen aus seiner Sammlung

In den 1970ern, schließlich sesshaft geworden, musste er sich harsche Kritik gefallen lassen: Er sei ein Kitschist, betreibe die schlimmste Galerie in London und sollte verhaftet werden, war da von Kunstkritikern zu lesen. Doch Treadwell blieb seinen Prinzipien treu. Mit seiner Galerie „Art Mill“ in Burgenländischen Oslip beweist er, dass er - auf gut Österreichisch – keinen Genierer kennt: „Es gib nichts, womit man mich beschämen könnte.“ Treadwell ist 87, doch alterslos und hellwach. Man könnte meinen, er wäre dem surrealen Plot von „Alice im Wunderland“ entsprungen – er ist der geborene Galerist. Und der geborene Entertainer.

Österreichs Originale
ORF/Feuer & Flamme Film
Raja Schwahn-Reichmann in ihrer Wohnung

Weiße Flächen sind für Raja Schwahn-Reichmann ein rotes Tuch. Sie dürfen nicht sein. Das gilt für blankes Papier nicht weniger als für die Wände in ihrer Wiener Wohnung. Alles gehört gestaltet, bemalt und verschönt. Das war schon in der Kindheit so. Der Vater war Architekt, da gab es viele Zeichentische in der elterlichen Wohnung, die nur danach schrien, bunt zu werden. Bald gilt Raja als Wunderkind und wird herumgereicht. Die Kunst-Akademie am Schillerplatz wählt sie, weil es das schönere Gebäude als die „Angewandte“ ist. Und sie fühlt sich fremd.

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ORF/Feuer & Flamme Film
Raja Schwahn-Reichmann in barocker Robe bei ihrem Dionysosfest

„Abstrakt muss es ein“, lautet das Gebot der Stunde und Raja malt dagegen an. Und sie holt aus. Mit mutigem Pinselstrich bannt sie ihr sinnliches Personal auf die Leinwand. Wogend und gewagt. Das missfällt so manchen „woken“ Sittenwächtern und Posterinnen. Raja hat etwas gegen die so genannte „cancel culture“, es macht ihr Spaß, dagegen anzumalen. „Mehr Lust am Körper“ ist ihre Parole, die sie in den von ihr ausgerichteten Festen ausruft. Privat leide sie unter Platzmangel – ihre Sammelleidenschaft kennt keine Grenzen.     

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