Österreichs Originale
Sammy Konkolits - Der Mundartmaler und seine Teufelsrutsche
Sie sind Stars, zwar keine internationalen, vielleicht nicht einmal nationale, aber zumindest in ihrem Grätzel, in ihrem Bezirk, in ihrem Milieu. Sie machen etwas Besonderes. Man kennt sie, man redet über sie. Sie sind die bunten Hunde, die schrägen Vögel, vielleicht auch die schwarzen Schafe, die Unikate, die Ausnahmeerscheinungen. Sie sind die, die auffallen. „Österreichische Originale“ heißt eine neue Reihe der ORF-KULTUR. Regisseurin Jennifer Rezny porträtiert darin jene, die identitätsstiftend sind für ihr soziales Biotop, ihre Nachbarschaft, ihr Viertel.

Den Auftakt bestreitet Sammy Konkolits, Schausteller, „Mundart-Maler“, preisgekrönter Plattencover-Gestalter. Im Altwiener Jargon würde man ihn als „Hutschenschleuderer“ bezeichnen, sein Fahrgeschäft im Wiener Wurstelprater ist ebenso Institution wie er selbst: der Toboggan - der „Rudschduam“ des Teufels.

25 Meter ragt der Toboggan, der älteste Rutschturm der Welt, in die Höhe. 1913 wurde er in Betrieb genommen, im Zweiten Weltkrieg brannte er völlig ab, 1946 wurde er nach Originalplänen wiedererrichtet. Schon als Kind war Sammy Konkolits von der „Teufels Rutsch“ fasziniert, als Anfang der 2000er-Jahre der Abbruch drohte, handelte Sammy gemäß seinem Motto „Jetzt erst recht!“. Er übernahm den Turm, ließ ihn sanieren und sattelte so mit seiner damaligen - 2017 unerwartet verstorbenen - Lebensgefährtin Gabi auf ein Leben als Schausteller um. Dass er aus dem Raster der so genannten Normalität fällt, ja, als schräg gilt, ist ihm bewusst: „Wenn man von Haus aus schräg denkt, so wie ich das tue, braucht man sich dafür auch nicht anstrengen."

Von klein auf zieht es den ausgebildeten Vermessungstechniker zur Malerei. Auch auf diesem Feld sind ihm Widerstände Herausforderung. Sammy ist Autodidakt, malt in altmeisterlichem Stil – und dies, obwohl er farbenblind ist: „Der Beethoven hat nichts gehört und hat Musik geschrieben. Und ich male eben, obwohl ich farbenblind bin. Das ist alles eine Kopfsache.“ Mitte der 1980er-Jahre gestaltet er das Plattencover zu Hans Krankls Maxi-Single „Lonely Boy“ – und wird dafür mit einem Amadeus Award ausgezeichnet. So nimmt seine künstlerische Karriere Fahrt auf. Im 10. Wiener Bezirk aufgewachsen, ist er mit breitestem Dialekt vertraut. Ihm ist wichtig, dass der Wiener Schmäh erhalten bleibt und verewigt ihn auch optisch – als „Mundartmaler“ eben. Sein Berufsleben ordnet Sammy nach den Jahreszeiten: In den warmen Monaten ist er Schausteller, winters zieht er sich hinter die Staffelei zurück.

Für die musikalische Begleitung in der ersten Folge der „Österreichischen Originale“ sorgt Ernst Molden – mit der Moritat vom „Rudschduam“.
Regie
Jennifer Rezny