Montserrat Caballé singt „Norma“
Die Rolle der Norma in Vincenzo Bellinis gleichnamiger Oper ist eine der Königsdisziplinen weiblicher Vokalkunst, Belcanto pur. Doch die Aufführung im römischen Amphitheater im südfranzösischen Orange steht kurz vor dem Abbruch: Ein starker Wind kommt auf, Vorbote eines Gewitters. Die neuntausend Zuschauerinnen und Zuschauer sitzen schon, doch noch wird hinter den Kulissen diskutiert, ob die Vorstellung stattfinden kann. Montserrat Caballé wagt dennoch den Schritt auf die Bühne – und gewinnt! Alle Facetten ihrer einnehmenden Persönlichkeit kommen bei diesem Auftritt zur Geltung. Im Nachhinein bezeichnet sie selbst diesen Auftritt als den besten ihres Lebens.
Es wurde ein Triumph der Gesangskunst, ein Fest des Belcanto, das noch heute begeistert. Dabei ist der Wind in den Aufnahmen deutlich zu hören. Er fährt in die weiten Kostüme, bauscht Schleppen, Tücher und Gewänder auf und sorgt so für eine ganz eigene, ungeplante Dramatik. Kostümbildnerin Gioia Fiorella Mariani, Nichte von Roberto Rossellini, spricht von ihrer Angst, dass die meterlangen Schleppen abreißen könnten. Nach dem umjubelten Auftritt trifft sie zu ihrer Überraschung auf die tränenüberströmte Sängerin, die um ihre Gesundheit fürchtet. Direkt nach der Vorstellung muss sich Montserrat Caballé einer Operation unterziehen.
Ihr Bruder Carlos Caballé gab für diesen Film das erste Interview seit dem Tod seiner Schwester im Oktober 2018. Er hat sie ihr Leben lang begleitet. Auch in Südfrankreich war er bei den Proben und beim Auftritt 1974 dabei.
Die Sopranistinnen Sonia Yoncheva und Olga Peretyatko erzählen von ihrer Bewunderung für „La Superba“, wie die Caballé genannt wurde. Maria Callas hat sie nur wenige Jahre nach diesem Auftritt als ihre legitime Nachfolgerin bezeichnet.
Der Film lässt Höhepunkte des Abends aus dem Jahr 1974 Revue passieren und verknüpft die Aufnahmen mit einem Rückblick auf das Leben der beliebten Sängerin.
Regie
Claus Wischmann