Merry Christmas, China
Obwohl in China kein Weihnachten gefeiert wird, gibt es in der ostchinesischen Millionenstadt Yiwu über 600 Fabriken, die sich der Erzeugung von Weihnachtsdekoration widmen - fast zwei Drittel aller weltweit verkauften Weihnachtsartikel werden hier hergestellt.
Wie am Fließband dekorieren junge Leute aus dem ganzen Land jahrein, jahraus Weihnachtskugeln, sprühen Glitter auf die seltsamsten Dekoartikel oder staffieren Weihnachtsmänner mit Polsterwatte aus. Filmemacher Mladen Kovačević erzählt vom Alltag chinesischer Arbeiter, die in kommunistischen Traditionen verwurzelt sind und gleichzeitig den neuen chinesischen Traum vom Kapitalismus leben.
In Yiwu scheinen die konfuzianischen Ideale von Einigkeit und Kooperation nur noch Relikte der Vergangenheit zu sein. Unter widrigen Bedingungen arbeiten die Menschen hier emsig an Zipfelmützen und Plüsch-Rentieren. Doch auch im kommunistischen China hat die unsichtbare Hand des Marktes Einzug gehalten. Die Fabrikarbeiter verdienen gut, ihr Monatsgehalt ist höher als in einigen europäischen Ländern. Sie können sich die neuesten Smartphones leisten, sind aber auch Migranten im eigenen Land. Sie leben in überfüllten Wohnheimen und träumen davon, reich zu werden.
Der Regisseur Mladen Kovačević begleitet die Arbeiter:innen in den Fabriken und andernorts, fängt ihre Gespräche ein und hört geduldig und kommentarlos zu, wenn es um das Vermissen der Familie oder Geliebten geht, um die Freizeitgestaltung oder um den Wunsch unabhängig zu sein.
Die Arbeiter:innen sehnen sich nach besseren Bedingungen. Viele junge Chines:innen träumen von Selbstständigkeit, wollen eine eigene Fabrik aufmachen und einen freien Arbeitsalltag führen.