
Mein Lienz
Alles, was auf Tirol zutreffe, gelte für diese Stadt ganz besonders, konstatierte eins Kritiker-Papst Hans Weigel: asketisch, fromm, patriarchalisch und nüchtern. Die Rede ist von Lienz, wirtschaftliches, soziales und kulturelles Zentrum Osttirols, eingebettet in eine berückende Landschaft.

Zunächst der Bädertourismus, später der Alpinismus machten es zur heißbegehrten touristischen Destination. Regisseur Felix Breisach bittet spannende Zeitgenossinnen und Zeitgenossen, ihren ganz persönlichen Blick auf Lienz zu offenbaren, die einst aufbrachen, die Welt zu erobern und sich doch intensiver heimatlicher Gefühle nicht erwehren können, wann immer sie zurückkehren: Eberhard Forcher war als Frontman der Band „Tom Pettings Hertzattacken“ Hitparadenstürmer. Kultstatus errang er als Ö3-DJ und Fachmann für die goldene Ära des Rock und Pop.

Inge Prader ist eine der renommiertesten Mode- und Porträtfotografinnen Österreichs. Vor ihrer Linse hatte sie Weltstars wie Isabella Rossellini, Falco und Anthony Hopkins.

Wolfgang Mitterer ist ein Pionier der elektroakustischen Musik. Als Komponist zeitgenössischer Musik hat er internationalen Ruhm erlangt. Die katholische Kirche, sie hat im „Heiligen Land Tirol“ immer noch zentrale Bedeutung. Selbstverständlich war Eberhard Forcher Ministrant und Wolfgang Mitterer verbrachte dort jedes Wochenende – und darüber hinaus noch viel mehr Zeit.

Es war die 1618 erbaute Orgel der Stadtpfarrkirche, auf der er während der Messen spielte und mehr oder weniger Tag und Nacht übte. Vom ersten Moment an entdeckte er seine Lust am Improvisieren, seinen Freunden spielte er auf dem historischen Instrument nach Gehör „A Whiter Shade of Pale“ der britischen Rockband Procul Harum vor. „Ich habe das Gefühl, die Orgel wartet darauf, dass ich immer wieder komme“, erzählt Mitterer.

Man solle vor der eigenen Tür kehren, besagt ein Sprichwort. Und doch kehrte Inge Prader in ihrer Lehrlingszeit vor einer anderen Tür - jener des Foto-Geschäfts, in dem sie ihre Laufbahn begann. Auch ihre Wochenenden waren bald mit Geschäftigkeit ausgefüllt. Knipsend eilte sie von Hochzeit zu Hochzeit oder fing landschaftliches Idyll für Postkarten ein. Dass sie dereinst eine der begehrtesten Porträtfotografinnen des Landes werden sollte, war da noch nicht absehbar.

Eberhard Forcher hatte in der Kindheit und Jugend stets die Lienzer Dolomiten vor Augen – und wollte doch höher hinaus: „Bis zum Himalaya“ wurde zum veritablen Hit seiner Formation Tom Pettings Hertzattacken in den österreichischen Charts. Später heuerte er als DJ und Moderator bei Ö3 an.

Skifahren liegt dem (Ost-)Tiroler im Blut. Inge Prader stand auf den Brettern, bevor sie richtig laufen konnte. Sie hätte das Zeug zur Rennfahrerin gehabt, hätten ihr die schwachen Nerven nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Bei den Trainingsläufen war ich immer die Beste. Aber wenn es ernst wurde, habe ich es vernagelt.“ Auch Forcher war schnell – und ehrgeizig – unterwegs. Er „fladerte“ sogar Slalomstangen aus dem Skiclub, um sich eigene Kurse abzustecken und heimlich zu trainieren. Die kleinen Diebstähle: längst vergessen und vor allem: verjährt.
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