Martin Walser - Ein Leben
Vieles lässt sich zu Person und Literatur des Martin Walser sagen: Ein Gigant der deutschen Sprache sei er gewesen, ein Maßloser und Liebender. Aber auch: ein politisch Unberechenbarer mit zum Teil höchst verstörenden Ansichten. Am 28. Juli ist der Literat im Alter von 96 Jahren gestorben. Zur Literatur hatte er ein durchwegs erotisches Verhältnis, zärtlich sein Verhältnis zu dem Papier, auf dem er schrieb. Schreiben: nichts anderes als ein Schöpfungsakt. 1978 erscheint sein kommerziell erfolgreichstes Buch, der Bestseller „Ein fliehendes Pferd“. Nicht weniger mediale Aufmerksamkeit bekommt er mit seiner vielfach kritisierten Rede in der Frankfurter Paulskirche, in der er sich gegen die „Moralkeule“ Auschwitz und gegen die ständige Erinnerung an die deutsche Schuldfrage am Holocaust verwehrt. Wiederholt muss sich Walser mangelnde Distanz zu Antisemitismus gefallen lassen.