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Mafioso - Im Herzen der Finsternis

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Sie nannten sich „Ehrenmänner“. In Wirklichkeit waren sie die Killer der Cosa Nostra.

Drei von ihnen wurden Anfang der 1990er-Jahre verhaftet und entschlossen sich, mit der Justiz zusammenzuarbeiten, um - durch den Kronzeugen-Status geschützt - ein neues Leben beginnen zu können. Regisseur Mosco Levi Boucault gelingt ein ebenso packender wie erschütternder Einblick tief ins Herz der Finsternis. In lakonischem Erzählton schildern seine Protagonisten, wie man zu einem Mafioso wird, wie der Alltag eines solchen aussieht und warum sie sich entschlossen, die „Organisation“ zu verraten und aus ihr auszusteigen.

Aussicht vom Gipfelkreuz auf Corleone
ORF/Andana Films

Damit sie nicht erkannt werden, wurden die Protagonisten an anonymen Orten und mit verdeckten Gesichtern gefilmt. Fast gleichmütig, mehr oder weniger reuevoll, erzählen sie vor der Kamera von der skrupellosen Brutalität, mit denen sie die Morde im Auftrag der Cosa Nostra begangen haben und deren genaue Anzahl sie nicht zu benennen wissen. Es waren zu viele, um sie zu zählen. Sie erzählen von bedingungslosem Kadavergehorsam und einem pervertierten Begriff von Ehre.

Giovanni Brusca organisierte das Attentat auf Richter Falcone und löste die Bombe aus, die ihn tötete. Francesco Paolo Anzelmo gehörte zum Mordkommando für den General Dalla Chiesa, der Palermo von der Mafia befreien wollte.

Giovanni Brusca
ORF/Andana Films

Giuseppe Marchese war der Lieblingsneffe von Filippo Marchese, dem psychopathischen Oberhaupt der Marchese-Familie. Dieser hatte im Hafen von Palermo ein „Todeszimmer“ eingerichtet, wo in Ungnade gefallene Mafia-Kollegen gefoltert, erwürgt und in Salzsäure aufgelöst wurden.

Giuseppe Marchese
ORF/Andana Films

Als Kinder hatten sie kein Spielzeug, aber Pistolen, Bomben und Sprengstoff, den sie diskret in Gebäuden platzierten. Den Initiationsritus, die Aufnahme in die „Organisation“ empfanden sie als Ritterschlag. Ab dann waren sie Ehrenmänner. Nie hinterfragten sie die Mord-Aufträge, die sie ausführten. Ab den 1980er-Jahren ging die Cosa Nostra dazu über, ihre Opfer durch Strangulierung zu ermorden und anschließend in Säure aufzulösen. So wurden alle Spuren beseitigt. Das fiel manchen der Killer schwer, dennoch: Sie fühlten sich über dem Gesetz stehend. Die Bindung zur Cosa Nostra war dicker als Blut, wichtiger als tatsächliche Familienbande. Einer von ihnen, erfahren wir gegen Ende des Films, ermordete seine beiden Onkel. Ihr Pate, der die Fäden zog, war Totò Riina, der „capo di tutti i capi“, der „Diamant“ der „Organisation“. Als einer der drei Protagonisten erfuhr, dass er auf dessen Abschussliste stand, begann er mit der Justiz zu kooperieren. Heute fühlt er sich mit neuer Identität und an einen unbekannten Ort verbracht sicher.

Cosa Nostra
ORF/Andana Films

Der Film erzählt vom unmoralischen Imperativ, von blindem Gehorsam. Und vom Doppelleben der Mafiosi. Sie gingen normalen Berufen nach, fuhren mit Frau und Kindern auf Urlaub. Und sie waren Killer.

Regie
Mosco Levi Boucault

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