Lotte Lenya - Warum bin ich nicht froh
Niemand spielte so wie sie – menschlich, ehrlich, direkt. Lotte Lenya war das Original, sie setzte Maßstäbe, besonders als Interpretin des Brecht/Weill-Musiktheaters. Lieder, die ihr Ehemann, Kurt Weill komponierte, wie „Surabaya Johnny“, „Seeräuber-Jenny“, „Speak Low“ oder „September Song“ wurden erst durch ihre Darbietung zu Klassikern.
Lotte Lenya wächst in bitterer Armut in Wien Penzing auf, flieht mit 15 vor ihrem alkoholkranken, prügelnden Vater nach Zürich, schafft es ans Schauspielhaus und von dort in die Sehnsuchts-Metropole Berlin.
Die Rolle der Seeräuber-Jenny in der Uraufführung der Dreigroschenoper macht sie 1928 über Nacht berühmt. Zwei Jahre später spielt sie die gleiche Rolle auch in der Verfilmung des Stücks. Sie zählt nun zu den gefragtesten Schauspielerinnen im Berlin der 1930er Jahre. Bis sie 1935 erneut fliehen muss – mit Kurt Weill in die USA.
Doch während ihr Ehemann in der neuen Heimat vielbeschäftigt ist, kann Lotte Lenya an ihre früheren Erfolge nicht anschließen. Erst als Kurt Weill mit nur 50 Jahren stirbt, wird sie „wiederentdeckt“.
In der Broadway-Inszenierung der „Threepenny Opera“ spielt sie erneut die Jenny und wird dafür mit einem Tony-Award ausgezeichnet. Sie kehrt für einzelne Auftritte immer wieder nach Deutschland zurück und feiert auch in Hollywood Erfolge. Unvergessen bleibt sie als lesbische KGB-Agentin Rosa Klebb im legendären James Bond-Film „Liebesgrüße aus Moskau“ und als Fräulein Schneider in dem Musical „Cabaret“.
Lotte Lenya heiratet zwei weitere Male, beide Männer sind homosexuell und versterben vor ihr. Danach unterhält sie Beziehungen mit lesbischen Frauen. Dennoch bleibt sie Kurt Weill ein Leben lang verbunden und verwaltet bis zum Schluss hingebungsvoll seinen Nachlass.
Regisseurin Katja Duregger spürt mit zahlreichen Ausschnitten aus Film- und Bühnenauftritten, mit Interviews und mit autobiografischen Notizen, die von Schauspielerin Meret Becker rezitiert werden, dem ganz besonderen Wesen Lotte Lenyas nach.
Es ist geprägt von einer traumatischen Kindheit, der unstillbaren Sehnsucht nach Liebe und einer Zerrissenheit zwischen den Bedürfnissen nach Nähe und Distanz. Leben und Bühne sind für sie eins – da wie dort ist sie gleichzeitig herb und herzlich, pragmatisch und gefühlvoll, nicht sexy und doch sinnlich.
Regie
Katja Duregger