kulturMontag Zum 125.Geb. von Lotte Lenya am 18.10.2023:

Lotte Lenya - Warum bin ich nicht froh

Werbung Werbung schließen

Ein intensives Porträt über eine außergewöhnliche Frau und Schauspielerin.

Niemand spielte so wie sie – menschlich, ehrlich, direkt.  Lotte Lenya war das Original, sie setzte Maßstäbe, besonders als Interpretin des Brecht/Weill-Musiktheaters. Lieder, die ihr Ehemann, Kurt Weill komponierte, wie „Surabaya Johnny“, „Seeräuber-Jenny“, „Speak Low“ oder „September Song“ wurden erst durch ihre Darbietung zu Klassikern.

Lotte Lenya und Kurt Weill am Klavier bei der Arbeit in den USA
ORF/Florianfilm
Lotte Lenya und Kurt Weill am Klavier bei der Arbeit in den USA

Lotte Lenya wächst in bitterer Armut in Wien Penzing auf, flieht mit 15 vor ihrem alkoholkranken, prügelnden Vater nach Zürich, schafft es ans Schauspielhaus und von dort in die Sehnsuchts-Metropole Berlin.

1898 wurde Lotte Lenya als drittes Kind einer Wäscherin und eines Kutschers geboren
ORF/Florianfilm
1898 wurde Lotte Lenya als drittes Kind einer Wäscherin und eines Kutschers geboren

Die Rolle der Seeräuber-Jenny in der Uraufführung der Dreigroschenoper macht sie 1928 über Nacht berühmt.  Zwei Jahre später spielt sie die gleiche Rolle auch in der Verfilmung des Stücks. Sie zählt nun zu den gefragtesten Schauspielerinnen im Berlin der 1930er Jahre. Bis sie 1935 erneut fliehen muss – mit Kurt Weill in die USA.

Lotte Lenya, Reise nach Übersee von Frankreich nach New York im September 1935
ORF/Florianfilm
Reise nach Übersee von Frankreich nach New York im September 1935 (Mitte: Weill und Lenya)

Doch während ihr Ehemann in der neuen Heimat vielbeschäftigt ist, kann Lotte Lenya an ihre früheren Erfolge nicht anschließen. Erst als Kurt Weill mit nur 50 Jahren stirbt, wird sie „wiederentdeckt“.

Lotte Lenya spielt 56jährig die Piratin-Jenny in der Threepenny Opera, 1954 New York, Theater de Lys
ORF/Florianfilm
Lotte Lenya spielt 56jährig die Piratin-Jenny in der Threepenny Opera, 1954 New York, Theater de Lys

In der Broadway-Inszenierung der „Threepenny Opera“ spielt sie erneut die Jenny und wird dafür mit einem Tony-Award ausgezeichnet. Sie kehrt für einzelne Auftritte immer wieder nach Deutschland zurück und feiert auch in Hollywood Erfolge. Unvergessen bleibt sie als lesbische KGB-Agentin Rosa Klebb im legendären James Bond-Film „Liebesgrüße aus Moskau“ und als Fräulein Schneider in dem Musical „Cabaret“.

Lotte Lenya als KGB-Agentin Rosa Klebb im Bond-Film Liebesgrüße aus Moskau, 1963
ORF/Florianfilm
Lotte Lenya als KGB-Agentin Rosa Klebb im Bond-Film Liebesgrüße aus Moskau, 1963

Lotte Lenya heiratet zwei weitere Male, beide Männer sind homosexuell und versterben vor ihr.  Danach unterhält sie Beziehungen mit lesbischen Frauen. Dennoch bleibt sie Kurt Weill ein Leben lang verbunden und verwaltet bis zum Schluss hingebungsvoll seinen Nachlass.

Kurt Weill Foundation gegründet 1962 von Lotte Lenya
ORF/Florianfilm
Kurt Weill Foundation gegründet 1962 von Lotte Lenya

Regisseurin Katja Duregger spürt mit zahlreichen Ausschnitten aus Film- und Bühnenauftritten, mit Interviews und mit autobiografischen Notizen, die von Schauspielerin Meret Becker rezitiert werden, dem ganz besonderen Wesen Lotte Lenyas nach.

Lotte Lenya singt ein Stück von Kurt Weill
ORF/Florianfilm
Lotte Lenya singt ein Stück von Kurt Weill

Es ist geprägt von einer traumatischen Kindheit, der unstillbaren Sehnsucht nach Liebe und einer Zerrissenheit zwischen den Bedürfnissen nach Nähe und Distanz. Leben und Bühne sind für sie eins – da wie dort ist sie gleichzeitig herb und herzlich, pragmatisch und gefühlvoll, nicht sexy und doch sinnlich.

Regie
Katja Duregger

Links: