Licht und Raum - Der Architekt Boris Podrecca
Kaum ein Architekt verkörpert den Kosmopoliten dermaßen idealtypisch wie Boris Podrecca. Geboren in Belgrad, aufgewachsen in Laibach und Triest, ausgebildet in Wien, tätig in ganz Europa. Auch wenn er sich nicht auf den Mitteleuropäer reduziert sehen will, liegt hier doch sein Arbeitsfokus - ebenso wie seine bevorzugte Lebenswelt. Zwischen Venedig und Zagreb, zwischen Wien und Dubrovnik.
Die Strahlkraft des Orients hat er schon als Kind bei den Großeltern in Mostar verspürt. Als junger Architekt hat er sich in Istanbul nicht nur Anregungen für den Umgang mit Licht geholt. Aus dem Orient kommen viele kulturelle Errungenschaften und ästhetische Grundwerte, die Podrecca als extreme Bereicherung sieht und lustvoll in seine Arbeit als Baukünstler integriert. Zudem treffen in seinem Werk Italianità und Sinnlichkeit auf nordische Perfektion und Innovationskraft. Gottfried Semper, Otto Wagner, Adolf Loos, aber auch Friedrich Kiesler und Josef Plecnik zählen zu seinen Vorbildern. Die Liebe zum Detail, das Verantwortungsgefühl für das große Ganze, der Hang zum Gesamtkunstwerk, das Gestalten jedes Handlaufs und jedes Fenstergriffs – all das entsteht aus der Beschäftigung mit den großen Meistern der Zunft.
Podrecca ist kein Epigone, doch er scheut sich nicht geistige und ästhetische Errungenschaften aus der Vergangenheit mit zeitgenössischer Formensprache zu verbinden. Es geht darum bewährte Muster und Gesetzmäßigkeiten weiterzuführen und nicht die Architektur per se neu zu erfinden. Wohl aber wird jedes Gebäude neu gedacht, je nach Funktion, Lage, Topografie, Umgebung. Ein Haus muss funktionieren, technisch und ästhetisch – das ist das Credo des Architekten Podrecca. Es ist nicht sein Ziel, einer Gegend, einer Gasse oder einem Platz seinen Stempel aufzudrücken. Manchmal ist Zurückhaltung der bessere Weg. Daher versteht er sich auch nicht als Baukünstler, der einen einheitlichen Stil entwickelt und auf jede Situation anwendet, um sich selbst zu „verewigen“.
Stattdessen verfolgt er eine „Poetik der Diversität“ und entwickelt die Formensprache seiner Projekte jedes Mal neu. Egal ob es sich um ein Weingut, eine Schule, einen Wohnbau oder eine Firmenzentrale handelt. Wesentlich ist immer der Dialog mit der Umgebung – mit vorhandenen Baukörpern wie auch mit der Natur, wobei hier tiefe Eingriffe oft gar nicht zu vermeiden sind.
Boris Pordrecca und Martin Traxl begeben sich auf eine Reise zu den Bauwerken und Tätigkeitsfeldern des Architekten und sprechen über die Möglichkeiten des Zusammenlebens. Über Grundbedürfnisse des Menschen. Über die Entwicklung von Behausungen.
Über kulturelle Prägungen. Über Zusammenhänge von Orient und Okzident. Über historische Schichten und moderne Ausprägungen. Über das Phänomen Stadt und den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen in der Zukunft. Über Ästhetik und Funktionalität. Über den Umgang mit Licht und Raum.