Zum 70.Geb. v. Hubert Scheibl am 15.4.2022: kulturMontag

Kunst ist die schönste Form von Hoffnung - Der Maler Hubert Scheibl

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Soeben war er noch ein Neuer Wilder, dann einer der renommiertesten österreichischen Künstler der mittleren Generation - und jetzt, mit 70, wird er von großen Museen mit Ausstellungen geehrt und feiert mit seinem Spätwerk internationale Erfolge: Hubert Scheibl, Maler, Skulpteur, Musiker, Forscher.

Hubert Scheibl
ORF/wr film

Licht und Farbe, Strahlkraft und Üppigkeit zeichneten über Jahrzehnte seine oft großformatige Malerei aus, jetzt präsentiert sich Scheibl mehr und mehr als Meister der Reduktion. Sein Werkzyklus „Ones“ zeigt das eindrücklich: Ein breites Band fliegt einsam durch das All. Die Szenerie hat etwas Surreales, ein wenig wie in einem Stanley Kubrick-Film.

Werk von Hubert Scheibl
ORF/wr film

Der Bildhintergrund, der unendliche Weite suggeriert, ist Ergebnis wochenlanger Feinarbeit, Schichtarbeit könnte man sagen, denn unzählige Farbschichten werden übereinander gelegt, um Tiefe und Entrücktheit zu vermitteln. Das schwebende Band im Vordergrund hingegen, ein wiederkehrendes Superzeichen, entsteht aus einem einzigen letzten Pinselstrich. Dieser Strich muss sitzen. Wenn hier etwas schief geht, war alle Vorarbeit umsonst.

Hubert Scheibl malend
ORF/wr film

Doch „die Hand ist im Grunde ja das ehrlichste Organ - und der Zufall ist in Wirklichkeit der größte Meister“, wie Hubert Scheibl zu sagen pflegt. Das Unvorhersehbare, sprich: der Einfluss der Natur in Form von Wind und Schwerkraft, spielt auch bei seinen Silber-Sulfat-Arbeiten eine Rolle.

Hubert Scheibls Atelier
ORF/wr film

Das Fließverhalten der Farbe wird nur zum Teil kontrolliert, die Physik wird zum Kumpanen. Nur in seinen geritzten Bildern scheint der Zufall weit hinter die Absicht gerückt. Und doch spielt auch hier die Intuition eine entscheidende Rolle. Die evolutionäre Urkraft. Der biologische Abdruck, den wir alle in unseren Körperzellen tragen.

Atelier von Hubert Scheibl
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Denn mit Scheibl geht es weit zurück in unsere Geschichte, nicht nur bis zu den Höhlenmalereien, sondern bis zum Ursprung allen Lebens. Die Faszination an der Entstehung von Organismen wird vor allem in seinen Papierarbeiten deutlich, florale Motive gehen über in abstrakte Formen, ein wenig erinnert die ungestüme Ästhetik an Werke von Scheibls Lehrer Max Weiler. Und dann sind da noch sonderbare Plastiken, die kaum bekannt sind und wie Fundstücke aus einer anderen Welt anmuten.

Hubert Scheibl und Martin Traxl
ORF/wr film
Hubert Scheibl und Martin Traxl

Die neue ORF-Dokumentation von Martin Traxl versucht das Werk Hubert Scheibls in fünf Kapiteln zu beleuchten – es geht um den Kosmos, die Natur, die Politik, die Musik und natürlich um den Entstehungsprozess seiner Arbeiten. Eine filmische Annäherung an ein rätselhaftes und vielschichtiges Werk, das essenzielle Fragen aufwirft, aber keinen Anspruch auf letztgültige Antworten stellt – und überdies an einen Spruch des großen Gerhard Richter erinnert: Kunst ist die schönste Form der Hoffnung.

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