kulturMONTAG Spezial: Kulturhauptstadt 2025 - Nova Gorica - Gorizia
Nova Gorica und Gorizia: zwei Kleinstädte, gelegen in einer wunderschönen hügeligen Landschaft mit Obstgärten und Weinbergen. Das nahegelegene Vipava-Tal und die smaragdgrüne Soča sind mit ihrer pittoresken Schönheit Tourismus-Magneten.

Die beiden Städte hingegen kennen die meisten nur von der Durchreise. Das soll sich heuer ändern, denn gemeinsam sind sie eine der Kulturhauptstädte Europas 2025. Ein Novum – liegen sie doch jeweils in Slowenien und in Italien.

Wer mit dem Zug anreist, betritt beim Verlassen des Bahnhofs einen Vorplatz mit zwei Namen: „Trg Evrope“ und „Piazzale della Transalpina“, denn mitten durch den Platz verläuft die Staatsgrenze.
Nach der Grenzziehung 1947 befand sich der historische Teil Gorizias in Italien. Der östliche Stadtteil, der sich auf das Bahnhofsgebäude und entfernt liegende Vorstädte beschränkte, war von da an Teil von Titos Jugoslawien. Dies nahm der einstige Machthaber zum Anlass, den Bau einer realsozialistischen Modell-Stadt, Nova Gorica, in Auftrag zu geben.

Auch wenn die Grenze spätestens seit dem EU-Beitritt Sloweniens zumindest offiziell so gut wie jede Bedeutung verloren hat, ist sie nicht nur Thema vieler Produktionen in der Kulturhauptstadt, sondern auch titelgebend: „GO borderless“ ist das Motto für das kulturelle Jahresprogramm.

Martin Traxl war für den kulturMONTAG in der europäischen Kulturhauptstadt und ihrem Umland unterwegs und hat mit Kulturschaffenden darüber gesprochen, welche Rolle die Grenze heute noch spielt und welche Hoffnungen in die Kulturhauptstadt gesetzt werden.

Dass es für viele auch 2002 noch schwierig war über das Thema Grenzziehung und Leben and der Grenze zu sprechen, erzählen die Filmemacherinnen Nadja Velušcek und Anja Medved. Mutter und Tochter lässt das Thema in ihren filmischen Arbeiten nicht los.

Für manche hatte das Leben an der Grenze auch positive Seiten. Man stand den beiden Systemen – dem Sozialismus und dem Kapitalismus gleichermaßen skeptisch gegenüber und hat so seine Sinne geschärft, meint Regisseur Tomi Janežič, der mit seinem 12-teiligen Theaterstück „1972 – 1983“ wieder nach Nova Gorica, in die Stadt seiner Kindheit, zurückkehrt.

Der Erfindungsreichtum, Geld, Fleisch und Schnaps nach Italien und Kaffee und Jeans nach Jugoslawien zu schmuggeln, war groß – die Grenzen haben nur die Grenzer gesetzt. Heute habe sie als „Schmugglerin“ lustige Geschichten zu erzählen, sagt Sendi Mango. Die Künstlerin ist Mitglied des Kollektivs „BridA“. Mit ihrer Arbeit „Crossings“ geben auch diese drei Künstler:innen einen Kommentar zum Thema Grenze ab.
Regie
Sandra Krieger und Barbara Pichler-Hausegger
23.15 kulturDoku
Kunst und Wahn

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Der kulturMONTAG wird im ORF TELETEXT-Gehörlosenservice auf Seite 777 mit Untertiteln für gehörlose und hörbehinderte Menschen ausgestrahlt.