kreuz und quer

Die dunklen und hellen Seiten der Nacht

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Die Nacht ist ein Sinnbild unserer inneren Tiefe. Nietzsche sagte: „Tief ist die Nacht, tiefer als der Tag gedacht.“

In diese Tiefe begibt sich Robert Neumüllers „kreuz und quer“-Dokumentation zu den dunklen und hellen Seiten der Nacht. Finsternis und Angst hängen zusammen. Den Kindern werden Schlaflieder gesungen, für die Erwachsenen verstärkt die Nacht die Sorgen des Tages. Etwas „Namenloses“ ergreift Besitz von einem, über das André Heller in seinem Lied „In der Finsternis“ singt.

Schlafcoaching, Schlafforschung und Psychotherapie bemühen sich darum, den Menschen wieder einen ruhigen Schlaf zu ermöglichen. Autogenes Training ist eine der Methoden, die die Psychologin Brigitte Holzinger anwendet.

In schweren Fällen hilft nur der Weg ins Schlaflabor, wo die medizinischen Ursachen einer Schlafstörung festgestellt werden können.

Keinen bewussten Einfluss hat der Mensch auf seine Träume. Sie dienen zur Verarbeitung von Tageserlebnissen und sind oft Fenster zum Unbewussten. Passenderweise enthüllte sich Sigmund Freud 1895 das Geheimnis des Traumes im Traum. Ihre ganze Macht entwickelt die dunkle Seite der Nacht in der Schlaflosigkeit.

In diesen Stunden werden Sorgen übergroß, existenzielle Probleme drängen auf ihre Lösung. Krankheit und Tod sind in der Nacht noch bedrückender. Seelsorgerin Zita Ronto begleitet Menschen auf ihrem letzten Weg und deren Angehörige bei der Bewältigung ihrer schmerzlichen Verluste.

In den Religionen spielt die Nacht eine zentrale Rolle. Siddhartha erwachte zum Buddha, als der Morgenstern am Himmel erschien. In der heiligen Weihnacht wird die Geburt Christi als das Licht gefeiert, das in die Welt kommt. Und in der Osternacht, die die Jugendlichen in Helmut Schüllers Pfarre in Probstdorf durchwachen, ist Christus auferstanden.

Puregg - Haus der Stille
ORF/Metafilm/Robert Neumüller
Puregg - Haus der Stille

Nacht und Mystik gehören seit jeher zusammen. Der Benediktinermönch David Steindl-Rast ist zutiefst davon überzeugt, dass jeder Mensch mystische Augenblicke in seinen Glücksmomenten zu erleben in der Lage ist. Gemeinsam mit Vanja Palmers hat er das Haus der Stille in Puregg gegründet. In der Stille der Meditation spielt der unterschiedliche konfessionelle Zugang keine Rolle.

Unterhaltung, Begegnung und Sexualität gehören wahrscheinlich für die meisten zu den hellen Seiten der Nacht. Götz Spielmann zeigt in seinem Film „Antares“, dass die Vernunft der Leidenschaft nicht immer gewachsen ist.

Petra Morzé spielt darin die Hauptrolle. Die Liebe zu seiner Frau hat den Psychotherapeuten Arnold Mettnitzer dazu bewegt, sein Priesteramt zu beenden. Liebe ist die uneigennützige Kunst, Raum zu schaffen, damit der andere der sein kann, der er ist.

Unter natürlichen Umständen ist die Nacht auch jener Zeitraum, in dem die meisten Menschen zur Welt kommen. Nicht nur für die Mütter, auch für die Väter, die bei diesem Ereignis dabei sind, verändert die Geburt des Kindes das weitere Leben und hinterlässt einen unvergesslichen Eindruck.

Selten liegen Leben und Tod so nahe beieinander, bis der erste Schrei des Neugeborenen die Glückshormone strömen lässt. So versucht der Film, über die dunklen und hellen Seiten der Nacht das Leben an sich abzubilden, im Lichte der Nacht, wo vieles klarer und deutlicher zutage tritt. Auch Einfälle, Ideen und Kreativität entstehen im Halbschlaf des Erwachens, ehe der neue Tag als neue Chance beginnt.

Gestaltung

Robert Neumüller

Redaktion

Barbara Krenn