
kreuz und quer
Leben bis zuletzt
Dieser Frage ist Peter Beringer in Interviews mit Medizinerinnen und Medizinern, Fachleuten und Betreuern sowie mit Patienten und Angehörigen im CS-Hospiz Rennweg in Wien und dem Tageshospiz in Salzburg nachgegangen. Sie geben offen Auskunft über ihr Leiden und Mitleiden, aber auch über Momente guter Lebensqualität und sogar möglicher Lebensfreude – auch wenn am Ende nichts mehr hilft.
Was hilft, wenn nichts mehr hilft? Diese Frage stellt sich für Angehörige, Mediziner/innen, Pflegekräfte, Freunde, wenn die Diagnose feststeht: Ein Mensch wird sterben, in absehbarer Zeit, unter Schmerzen, womöglich in einem langen Leidensprozess.
Die Helfer/innen stehen vor einem Problem: Wohl könnte man den Tod eine Zeitlang aufhalten, aber wie geht das, ohne die Würde des Betroffenen preiszugeben? Dem sterbenden Menschen, ob alt, ob jung, wird die Endgültigkeit des bevorstehenden Abschieds bewusst: eine Grenzsituation. Wut, Trauer, Hoffnungslosigkeit sind die dominierenden Gefühle. Hinzu kommt die Furcht vor einer sinnlosen Verlängerung der Leidenszeit durch die moderne Medizin mit ihren weit fortgeschrittenen Möglichkeiten der Lebenserhaltung.
Schon in den 1960er Jahren entstanden im angelsächsischen Raum die ersten Sterbehospize, damals begann auch die Forschung über einen ethisch und medizinisch angemessenen Umgang mit Sterbenden. Es dauerte allerdings, bis die Palliativmedizin und auch die Hospizbewegung in Österreich ankamen:
Mit dem St. Raphael-Hospiz wurde 1992 die erste stationäre Palliativeinrichtung in Wien-Hernals eröffnet. Im Jahr 2000 entstand in Salzburg das erste Tageshospiz, gleichzeitig wurden erste Palliativstationen an Akutkrankenhäusern eingerichtet.
Seitdem haben sich Hospize, Palliativmedizin und palliative Pflege in Österreich etabliert, auch wenn das Angebot an Einrichtungen bei Weitem noch nicht dem Bedarf entspricht. Eine Vielzahl von Fachleuten und ehrenamtlichen Helfern sorgt sich um die Bedürfnisse der Sterbenden. Dabei geht es keineswegs allein um medizinische Notwendigkeiten: Im Alltag geht es darum, kleine und große Wünsche zu erfüllen, Gespräche zu führen, und – wie alle Beteiligten sagen – „da zu sein“, um die Menschen nicht im Stich zu lassen.
Das ist gerade in einer Zeit wichtig, in der das neue Sterbeverfügungsgesetz in Österreich den assistierten Freitod am Lebensende zulässt. Das gleichzeitig in Kraft getretene Hospiz- und Palliativfondsgesetz will als Alternative mit bedeutenden Summen den weiteren Ausbau des Hospizwesens forcieren. Damit der Suizid für Menschen, die schwerst leiden, nicht zur Norm wird.
Gestaltung
Peter Beringer
Redaktion
Irene Klissenbauer