kreuz und quer

Eine Heimkehr - Auf den Spuren der Täufer in Österreich

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Die römisch-katholische Kirche scheint fester Bestandteil der Tiroler Identität zu sein. Doch das war nicht immer so.

„Ohne die Gewalt der Habsburger wäre Tirol wahrscheinlich protestantisch“, stellt der katholische Theologe Prof. Dr. Josef Gelmi fest, „oder sogar hutterisch oder täuferisch geworden“. Die „kreuz und quer“-Dokumentation begibt sich auf die Spuren der christlichen Radikalreformer, erzählt die Geschichte ihres Glaubens, ihre Verfolgung und Vertreibung im Mittelalter und entdeckt neue Gemeinden im heutigen Niederösterreich.

Im kleinen Weinviertler Dorf Retz hat sich vor zwei Jahren eine Gemeinschaft, ein sogenannter Bruderhof, aus rund 35 Menschen angesiedelt. Gemeinsam versuchen sie ihren Traum von einem einfachen täuferischen Leben zu leben und sich an der christlichen Urgemeinde zu orientieren.

Ein Biobauernhof sichert die Existenz, es gilt das Prinzip der Gütergemeinschaft, eine Idee von hoher Anziehungskraft. So erzählt die junge Mutter Asenath Keiderling, welche Kraft sie aus ihrer Überzeugung schöpft: „Für mich bedeutet es, dass ich nicht nur Sonntag in die Kirche gehe, sondern meinen Glauben jeden Tag lebe.“

Die Idee der Bruderhöfe geht auf die Täufer zurück, die vor rund 500 Jahren in Österreich weit verbreitet waren. Zu ihrem bekanntesten Sprecher und Vorbild wurde Jakob Huter, ein Südtiroler, der sich gegen Kirche und Fürsten stellte. Mit seinem einfachen volksnahen Glauben forderten er und seine Gemeinden die Herrschenden heraus. Die Hutterer wandten sich gegen den Ablasshandel, der bedeutete, dass man für das eigene Seelenheil bezahlen musste – und sie prangerten Unterdrückung und soziale Not an.

Mit Gefängnis, blutiger Folter und öffentlichem Verbrennen sicherte das Haus Habsburg schließlich seine Herrschaft – und der römisch-katholischen Kirche die alleinige Interpretation christlichen Glaubens in Tirol. Mit einer ersten gemeinsamen Andacht hat eben jene Kirche im Wiener Stephansdom im Herbst 2021 um Vergebung für die Verfolgung dieser Christen gebeten.

Gestaltung

Birgit Mosser-Schuöcker

Redaktion

Helmut Tatzreiter