kreuz und quer
Ihr Kampf – Irene Harand gegen Hitler
Irene Harand wird am 7. September 1900 in Wien geboren und wächst wohlbehütet in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. In den Zwischenkriegsjahren hat sich die junge Frau zu einer eleganten Erscheinung im Wiener Bürgertum entwickelt. Dabei steckt sie voller Widersprüche: Sie ist konservativ katholisch, zugleich überzeugte Kosmopolitin und Frauenrechtlerin mit einem erstaunlichen internationalen Netzwerk.
Vor allem aber ist sie eine Antiideologin und politische Kämpfernatur besonderer Güte, wie ihr Lebensweg zeigen wird. Das Jahr 1926 wird zum Wendepunkt: Die Begegnung mit dem jüdischen Rechtsanwalt Moriz Zalman prägt Irene Harand und ihr politisches Engagement auf entscheidende Weise. Sie beginnt, sich gegen den erstarkenden Antisemitismus zu engagieren. Ihre Kampfansage aber gilt schließlich Adolf Hitler ganz persönlich. Ihr großes Ziel: die Welt vor Hitler warnen, zumindest aber Österreich retten.
Der Film über Irene Harand und ihren politischen Kampf lässt unter anderem Historiker zu Wort kommen, die ihr Leben und Wirken beleuchten. Um der 1975 in New York verstorbenen Protagonistin eine Stimme zu geben, bedient sich die Dokumentation eines besonderen Kunstgriffs: In einem fiktional inszenierten Fernsehinterview („New York 1962“) erzählt Irene Harand – eindringlich verkörpert von Julia Stemberger – mit authentischen Zitaten nicht nur von ihrem Kampf und den dramatischen Ereignissen in ihrem Leben. Sie gewährt durch diese besondere Art des Erzählens auch Einblicke in ihre Gefühlswelt und ihre Motive.
„Niemand musste ein Prophet sein, um zu sehen, was da auf uns hereinbrach. Ich war im Gegenteil schockiert, wie offensichtlich alles war und wie wenige darauf reagiert haben“, sagt Irene Harand (Julia Stemberger) in der Dokumentation. Hitler habe ja alles angekündigt in seinem Buch „Mein Kampf“.
Irene Harand verfasst tatsächlich eine eigene Streitschrift als „Antwort an Hitler“, in der sie dessen politische Ideen präzise analysiert und vor dem Nationalsozialismus warnt. All das aus der Überzeugung heraus, dass der Wahnsinn verhindert werden kann: „Die Frage muss doch sein: Wäre es möglich gewesen, Hitler und alles, was er über die Welt brachte, zu verhindern? (…) Ich bin der festen Überzeugung, es wäre möglich gewesen“, sagt sie rückblickend.
Sämtliche in dem fiktionalen Interview verwendeten Texte basieren auf Zitaten von Irene Harand. Auf diese Weise gelingt das eindringliche Porträt einer beeindruckenden Frau, die es wagt, sich mit Streitschriften, einer eigenen Tageszeitung und einer politischen Bewegung ganz offen gegen Adolf Hitler und die Nazis zu stellen. Am Ende bleibt ihr nur die Flucht, die ihr mit unglaublichem Glück gelingt. Nach Österreich kehrt sie spät und nur als Besucherin zurück.
Gestaltung
Andreas Gruber
Redaktion
Christoph Guggenberger