In memoriam Weihbischof Helmut Krätzl:

kreuz und quer

Zeuge des Konzils - Bischof Helmut Krätzl über sein Leben

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Geboren 1931 in Wien, fasziniert ihn schon als Bub die Liturgie. Auch im Nationalsozialismus lässt er sich vom Messbesuch nicht abhalten.

Die Jugendarbeit engagierter Seelsorger in der heimatlichen Pfarre St. Ulrich prägt ihn und lässt in ihm den Entschluss reifen, Priester zu werden.

Er tritt 1949 ins Priesterseminar ein, 1954 wird er mit 22 Jahren und mit Dispens aus Rom zum Priester geweiht. Kurz darauf wird er Zeremoniär des neuen Wiener Erzbischofs Franz König. Nach einem schweren Autounfall Anfang der 1960er Jahre, der ein weiteres Wirken in dieser Funktion verhindert, schickt ihn König zum Studium nach Rom.

Der junge Kleriker erlebt die ersten Sitzungen des vatikanischen Konzils unter Papst Johannes XXIII. als Stenograph hautnah mit. Er wird zum lebenslangen Verfechter der Öffnung der katholischen Kirche zur modernen Welt, die damals formuliert wird.

Nach seiner Rückkehr aus Rom und einer Zeit als Pfarrer in Laa an der Thaya wird er Ordinariatskanzler der Erzdiözese und 1977 Weihbischof in Wien. Er ist maßgeblich an der Umsetzung wichtiger Beschlüsse des Konzils beteiligt – von der Einrichtung der Pfarrgemeinderäte als Ausdruck einer stärkeren Einbeziehung der Laien bis hin zur Ausgestaltung der Ökumene.

Ab 1981 ist er Generalvikar und nach dem Rücktritt Kardinal Königs 1985 Diözesanadministrator. Wie König vertritt er in familienethischen Fragen – etwa in Sachen Empfängnisverhütung oder der Sakramentenspendung für wiederverheiratete Geschiedene – einen Kurs, der römischen Vorstellungen zunehmend widerspricht.

Für viele ist er gerade deswegen Wunschkandidat für die Nachfolge Kardinal Königs als Erzbischof. Als Hans Hermann Groer zum Erzbischof ernannt wird – ein klares Signal gegen die Linie Königs – tritt er als Generalvikar zurück. Krätzl wird nun zur mahnenden Stimme in der katholischen Kirche Österreichs, der die Einhaltung des Wegs des Konzils in vielen Publikationen, Vorträgen, Visitationen und als beliebter Firmspender einfordert und unentwegt fördert.

Für sein Buch „Im Sprung gehemmt“ wird er nach Rom zitiert, wo ihm der damalige Präfekt der Glaubenskongregation und spätere Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger, empfiehlt, künftig „etwas anderes zu schreiben“.

Doch Krätzl bleibt bei seinen Positionen. Immer wieder spricht er sich öffentlich für die Weihe von „Viri Probati“, also erprobten verheirateten Männern, zu Priestern aus. Auch für wiederverheiratete Geschiedene, die in der römisch-katholischen Kirche keine Sakramente empfangen dürfen, macht sich Krätzl stark, und setzt auch Signale für die Weihe von Frauen.

Zu Wort kommen Helmut Krätzl selbst und Weggefährten wie der ehemalige evangelische Landesbischof Michael Bünker, der Theologe Josef Weismayer, der Dechant von Perchtoldsdorf und Unterstützer der Pfarrerinitiative Josef Grünwidl, Karin Weiler von der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis und Marina Zittera von den Ursulinen in Wien.

Gestaltung

Peter Beringer

Redaktion

Helmut Tatzreiter