kreuz und quer

Niemandsland - Wie zwischen Bayern und Ungarn eine neue Welt entstand

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Vor 1.000 Jahren, im Jahre 1021: Die filmische Zeitreise von Regisseurin Anita Lackenberger führt Richtung Osten, ins heutige Marchfeld.

Es ist zu jener Zeit eine unsichere Grenzregion, seit der Völkerwanderung ohne klare Besitzverhältnisse.

Die Mönche von Weihenstephan sind aufgefordert, für Ordnung zu sorgen: In der Schenkungsurkunde von 1021 werden die Benediktiner mit der „Landnahme“ beauftragt. Besitztümer und Land werden vergeben, die „keinen“ Besitzer haben. Es ist für das Reich „terra nullum“, das neu vergeben wird. Aber die Urkunde selbst zeigt, dass es hier sehr wohl Servitute, Rechte und Pflichten gibt, die von Menschen erbracht und vergeben werden.

1021 ist eine Landmark, ein Datum – aber gleichzeitig eine Zeitlinie, die wenig sagt über die Menschen vor Ort, die dieses scheinbar menschenlose Land bewohnen. Mit den Mönchen kommen Siedler aus Bayern, die das Land kolonialisieren, und sie treffen hier auf Menschen, die schon in dieser Region wohnen, von denen die Geschichtsforschung jedoch wenig weiß.

In kriegerischen Konflikten der nächsten Jahrhunderte werden sie noch oft aufeinandertreffen: Ungarn und Mährer sind nicht nur Nachbarn, sondern originäre Bewohner dieser Landschaft. Damals wie heute ist es ein Grenzgebiet und zugleich ein Rückzugsgebiet, weil es am Rande von anderen Herrschaftsregionen liegt. So wie das neu gegründete und vor allem auch neu christianisierte Reich der Ungarn. Auch Slawen aus dem Einzugsbereich über der March bewohnen die Region.

Nicht alle sind Christen, die hier wohnen. Zwar ist die offizielle Christianisierung mit der Krönung des Königs Stephan von Ungarn im Jahr 1000 abgeschlossen, aber nicht alle erkennen diesen Schritt an. Und die „Ränder“ von Herrschaftsbereichen, die dem ungarischen Reich benachbart sind, nützen Menschen, die dem alten schamanistischen Glauben treu bleiben, weiterhin als Rückzugsgebiete. Für die Christianisierung Ungarns sind im Wesentlichen die Benediktiner zuständig. Das Herz in Ungarn ist das Kloster Pannonhalma, kaum mehr als 50 Kilometer Luftlinie von der heutigen ungarisch-österreichischen Grenze entfernt.

„kreuz und quer“ begibt sich zu Schauplätzen in Niederösterreich (Marchfeld), Ungarn (Pannonhalma) und Bayern (Weihenstephan) und trifft Gesprächspartner, die die Welt vor 1.000 Jahren erlebbar machen: Marc-Aeilko Aris (Mediävist, Freising), Bernhard Haßlberger (Weihbischof, Erzbistum München und Freising), Asztrik Várszegi (Altabt des Benediktinerstifts Pannonhalma), P. Adam Arpad Somorjai (Mönch und Historiker), Helmut Schüller (Pfarrer in Probstdorf) und Herbert Kovacic (Historiker, Groß Enzersdorf).

Gestaltung

Anita Lackenberger

Redaktion

Christoph Guggenberger