'9/11 - 20. Jahrestag der Terroranschläge'

kreuz und quer

Mekka 1979 - Urknall des Terrors?

Werbung Werbung schließen

Etwa 100.000 Pilger waren im November 1979 in der Moschee, als Aufständische die Tore schlossen und Scharfschützen die Minarette besetzten.

Mit ihrem Anführer Dschuhaiman al-Utabi – Angehöriger einer angesehenen Beduinenfamilie – forderten sie die Abdankung der saudischen Königsfamilie, die sie als korrupt und gottlos verdammten.

Sie wollten den Abbruch aller Beziehungen zum Westen erzwingen – und die Rückkehr des „von Petrodollars verrotteten“ Königreichs zu einem ursprünglichen und reinen Islam.

In den folgenden zwei Wochen entbrannte ein bitterer Kampf zwischen den Aufständischen und der königlichen Familie der Al Saud – für die alles auf dem Spiel stand.

Denn sie legitimiert ihre Herrschaft mit der Verantwortung für die beiden heiligsten Orte des Islam, Mekka und Medina. Immer mehr Soldaten und schweres Geschütz wurden in Mekka zusammengezogen.

Original Fernsehaufnahmen von der Besetzung der Großen Moschee in Mekka.
ORF/OutreMer Film
Original Fernsehaufnahmen von der Besetzung der Großen Moschee in Mekka.

Die mehr als zwei Wochen lang anhaltenden und zunehmend kopfloseren Angriffswellen der saudischen Streitkräfte kosteten Hunderte, wenn nicht Tausende von Menschenleben auf beiden Seiten, bevor es einer französischen Spezialeinheit gelang, die Moscheebesetzung zu beenden.

In der Folge musste das saudische Königshaus den wahhabitischen Fundamentalisten im Land große Zugeständnisse machen, um den eigenen Machterhalt zu sichern: Religionsgelehrte erhielten weit größeren Einfluss, strenge Gesetze der Scharia wurden verschärft und ihre Einhaltung akribisch überwacht.

Mit hohen Summen aus dem Ölgeschäft wurde der Islam wahhabitischer Prägung im Nahen Osten, in Afrika und Asien bis in Moscheen Europas exportiert.

Bis dahin lebendige regionale, von Volksreligiosität durchdrungene und weitgehend liberale Spielarten des Islam wurden in vielen Weltgegenden vom saudisch-fundamentalistischen – und in seinem eigenen Selbstverständnis „einzig wahren“ – Islam verdrängt.

An der Ka'aba in Mekka, 1979
ORF/OutreMer Film
An der Ka'aba in Mekka, 1979

Expertinnen und Experten sind überzeugt, dass die Belagerung der Großen Moschee von Mekka ein entscheidender Impuls für die Entstehung des religiös motivierten, weltweiten islamistischen Terrorismus war, der seit 1979 seine blutige Spur aus Saudi-Arabien und dem Nahen Osten bis nach Europa und Amerika zieht.

„Mekka 1979“ war demnach – neben der islamischen Revolution im Iran und der sowjetischen Besetzung Afghanistans – der Urknall dieses Terrors.

Ein Film von Dirk van den Berg