kreuz und quer

Nicht allein mit Demenz

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Herta Hochwarter wohnt mit einer betreuten Wohngemeinschaft: Alle 24 Menschen, mit denen sie ihren Alltag teilt, leben wie sie mit Demenz.

Nach einem arbeitsreichen Leben – mit zehn Stieren in ihrer Obhut – und nach dem schmerzvollen Verlust ihres Ehemannes hat sie in dieser Gemeinschaft, so erzählt sie, ein neues Zuhause gefunden.

Unter ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern gibt es einen Menschen, der für Herta Hochwarter besonders wichtig ist: Die um wenige Jahre jüngere Helene Riedel, die um etwa dieselbe Zeit wie sie in die Wohngemeinschaft gezogen ist, lässt sie mit ihrem Witz und Charme jeden Tag aufs Neue aufblühen.

In der Seniorenwohngemeinschaft Freundinnen geworden: Herta Hochwarter und Helene Riedel.
ORF/Posch TV Filmproduktion/Ursula Merzeder
In der Seniorenwohngemeinschaft Freundinnen geworden: Herta Hochwarter und Helene Riedel.

Die beiden Damen sind im Haus als Zweiergespann wohlbekannt. Ihr ansteckendes Lachen erfüllt immer wieder den Raum. In Zweisamkeit schwelgen sie in verbliebenen Erinnerungen und erfreuen sich ihrer „braven“ Kinder und Enkelkinder. Ihre junge Freundschaft, so scheint es, war ein Geschenk des Alters, das sich vermutlich keine der beiden erwartet hätte.

In Österreich leben rund 150.000 Menschen mit Demenz. Die meisten davon sind Frauen. In den nächsten 25 Jahren soll sich diese Zahl verdoppeln. Fachleute sind sich einig, dass es für Betroffene viel zu wenige Angebote gibt. Besonders fehlt es an variierten Einrichtungen, die nicht immer unbedingt mit Pflege zu tun haben, denn Menschen mit Demenz brauchen oft sehr lange keine Pflege, sondern vor allem Betreuung und Begleitung.

Ein zentrales Problem ist die Einsamkeit, die förderlich für das Fortschreiten des Krankheitsverlaufes ist, und unter der viele Erkrankte leiden, vor allem, wenn sie allein leben und wenn sie – wie es oft der Fall ist – die Krankheit verstecken und sich zurückziehen. Demenz, so erklärt der Demenzexperte Raphael Schönborn, sei immer noch stark stigmatisiert.

Die geringe Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft sei mit ein Grund, dass sich nicht nur Menschen mit Demenz allein gelassen fühlen, sondern auch ihre Familien.

Regisseurin Bernadette Weber und Kamerafrau Ursula Merzeder besuchen das burgenländische Oberwart, wo Menschen begonnen zu haben, sich mit der sogenannten „Wohngemeinschaft PLUS“ und anderen Initiativen Gedanken darüber zu machen, wie man Einsamkeit und das Tabu rund um Demenz bekämpfen kann.

Dabei begleiten sie Herta Hochwarter und Helene Riedel in ihrem Alltag: Beim gemeinsamen Turnen, beim Spielen und in Momenten, die doch etwas schmerzhafter sind und in denen Freundschaft besonders wichtig ist.

Diese persönliche Geschichte wird von den Gesprächen einer Gruppe Angehöriger begleitet, die sich im intimen Kreis über die täglichen Herausforderungen im Umgang mit der Krankheit ihrer Liebsten austauschen.

Gestaltung

Bernadette Weber

Redaktion

Irene Klissenbauer