kreuz und quer
Heilige Wasser - das Urelement in den Weltreligionen
Durch die Erfahrung des Mangels kommt dem Wasser besonders in den abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam, die allesamt in den Wüstenregionen dieser Erde entstanden sind, zentrale Bedeutung zu.
Das erscheint durchaus logisch. Dass allerdings die Auseinandersetzung mit dem Wasser möglicherweise zur Entdeckung Amerikas 900 Jahre vor Christoph Kolumbus geführt haben könnte, gehört zu den Überraschungen der „kreuz und quer“-Dokumentation „Heilige Wasser – das Urelement in den Weltreligionen“ von Fritz Kalteis.
Im 6. Jahrhundert nach Christus war der irische Mönch und Missionar Brendan zu einer epischen Reise in den damals noch unbekannten Nordatlantik aufgebrochen – in einem Boot aus Leder.
„Brendan und seine Begleiter legten ihr Schicksal vollständig in Gottes Hand“, sagt der britische Abenteurer Tim Severin, der Brendans Reise 1976 in einem baugleichen Boot nachvollzogen hat. Doch das Austesten des eigenen Gottvertrauens war nicht das einzige Motiv der „Navigatio Brendani“: Die Mönche wandelten mangels irischer Wüsten in der Weite des Atlantiks auf den Spuren der Wüstenväter.
Und sie wollten auch den Tauf- bzw. Missionsbefehl Jesu ausführen, der bereits den Aposteln auf den Weg gegeben wurde. Tatsächlich erreichte Brendan in seiner Nussschale die Färöer, Island und möglicherweise sogar Nordamerika. Dafür gibt es zwar keine handfesten Beweise, aber Tim Severin hat 1977 zumindest erfolgreich bewiesen, dass diese Reise Jahrhunderte vor Kolumbus möglich gewesen wäre.
Der Film thematisiert die Rolle des Wassers vor allem in Judentum, Islam, Christentum und Buddhismus. Letzterer unterscheidet sich fundamental von allen anderen Religionen. Während im Christentum etwa dem Weihwasser rituelle Bedeutung zukommt und Judentum ebenso wie Islam rituelle Waschungen kennen, bleibt das Wasser im Buddhismus immer nur Analogie – etwa für das Leben selbst und unser Streben nach Sicherheit: „Wir meinen, es müsste alles so bleiben, wie es ist, wobei es von vornherein klar ist, dass nichts so bleibt, wie es ist.
Und um das zu verstehen, wird oft das Bild des Wasserstroms verwendet“, sagt Helmut Gassner, der in Feldkirch in Vorarlberg ein buddhistisches Kloster leitet. Gassner war 16 Jahre lang Übersetzer des Dalai Lama und versteht es daher, buddhistische Glaubenslehren im Westen verständlich zu machen. Und so wird etwa der Ozean bei ihm zu einem Gleichnis für das Nirvana, „wo deutlich gemacht wird, dass jedes Wesen, das den Zustand der Perfektion erreicht, dann vollständig verschmilzt mit allen anderen Wesen, die auch diesen Zustand erreicht haben“.
Die Taufe ist das für das Christentum sicherlich bekannteste Ritual, in dem Wasser eine zentrale Rolle spielt. Der Film folgt dem ehemaligen Marinematrosen Oliver Stübe auf seinem Weg zur Taufe. Stübe ist in der ehemaligen DDR aufgewachsen und wird nun in Österreich katholisch getauft.
Davor hatte der in der DDR agnostisch aufgewachsene, ausgebildete Rettungstaucher auf dem Weg zu einem gefährlichen Einsatz zu Gott gebetet. Ein Wendepunkt auf seinem Weg zum Glauben, der in seiner Taufe als Erwachsener ihren Abschluss findet. Kurioser Nebeneffekt: Seine zukünftige Ehefrau wird damit auch seine Taufpatin und „somit zu meiner Erziehungsberechtigten“, wie Stübe schmunzelt.
Gestaltung
Fritz Kalteis
Redaktion
Christoph Guggenberger