kreuz und quer

Die Forscher Gottes

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Naturwissenschaft und Kirche: Vielen erscheint das seit dem Fall Galilei als unüberbrückbarer Gegensatz – bis heute.

Tatsächlich standen Priester und Ordensleute aber jahrhundertelang an der Spitze naturwissenschaftlicher Forschung.

Zahlreiche bahnbrechende Erkenntnisse gehen auf Namen wie Gregor Mendel, Mönch und Urvater der Genetik, oder Georges Lemaître, Priester und Begründer der Urknall-Theorie, zurück. Heute jedoch sind Priester und Ordensleute, die beide Welten verbinden, eine höchst seltene Ausnahme.

Warum ist das so? Und was treibt die wenigen Menschen an, die den Spagat dennoch wagen? Diesen Fragen widmet sich Valentin Baduras Film.

Schwester Christamaria Brück ist Lehrerin für Mathematik, Informatik und Religion an einer katholischen Mädchenschule in Vallendar bei Koblenz. 2020 wurde sie als Deutschlands beste Lehrerin im Bereich der Naturwissenschaften ausgezeichnet.

Stets trägt sie Habit, beim Fußballspielen mit ihren Schülerinnen ebenso wie in einer von ihr gegründeten Arbeitsgruppe, in der Mädchen unter ihrer Leitung Roboter bauen und programmieren.

Dutzendfach waren diese mit ihren Robotern auf internationalen Wettbewerben bereits gegen überwiegend männliche Teams siegreich. Geistliche sowie Theologinnen und Theologen sollten sich Schwester Christamaria zufolge generell mehr mit Naturwissenschaft beschäftigen.

„Weil wir dann die Erkenntnisse, die wir aus den Naturwissenschaften ziehen, auch in unserer Sprache, mit der wir als Theologen die Welt erklären, einbinden können. Dadurch werden wir dialogfähig mit der heutigen Welt.“

Vermessung des Himmels und Wetterbeobachtung

Kein Wissensgebiet war für die Forscher Gottes stets von größerer Bedeutung als die Vermessung des Himmels, seiner Sterne und Planeten – davon zeugt auch die Sternwarte des Stifts Kremsmünster. Ihr Direktor ist der Biologe Pater Amand Kraml, in dessen Aufgabenbereich die tägliche Wettermessung fällt.

Kremsmünster verfügt über die weltweit älteste Klima-Messreihe ohne Standortveränderung. Seit 250 werden hier ohne Unterbrechung täglich Wetterdaten erhoben – unverzichtbar für die Klimaforschung nicht nur in Österreich.

Pater Amand ist sich bewusst, dass die Fortsetzung dieser Tradition heute alles andere als selbstverständlich ist. „In Kremsmünster ist diese historische Verantwortung aber so groß, dass wir das weiterführen müssen und nicht einfach sagen, ‚wir haben keine Leute dafür, wir können uns das nicht leisten‘.“

Wie keine andere Ordensgemeinschaft bildeten die Jesuiten die Speerspitze naturwissenschaftlicher Forschung in der Kirche. Doch auch hier droht das jahrhundertealte Band zu zerreißen, denn die Schwerpunkte haben sich auf andere Bereiche verlagert.

Der letzte Jesuit im deutschsprachigen Raum, der vom Orden zum Biologiestudium bestimmt wurde, ist Pater Christian Kummer. An der von den Jesuiten betriebenen Hochschule für Philosophie in München war er Leiter des Instituts für naturwissenschaftliche Grenzfragen, bei denen sich Biologie, Physik und Philosophie treffen.

Dialog zwischen Kirche und Naturwissenschaften benötigt

Angesichts der großen ethischen Fragen, wie sie etwa Gentechnik oder Künstliche Intelligenz aufwerfen, wäre ein Dialog zwischen Kirche und Naturwissenschaften nötiger denn je.

„Doch das“, so Kummer, „setzt Verständnis für beide Wissensgebiete voraus, und eben dieses ist auf Seiten der Kirche heute nicht mehr sichergestellt“.

Diejenigen, die den Spagat weiterhin wagen, sehen sich nach wie vor oft mit Vorurteilen konfrontiert. Die promovierte Neurobiologin Joanna Maria Otto hat jahrelang am Uniklinikum Freiburg geforscht, ehe sie sich im Alter von 30 Jahren taufen ließ und für vier Jahre in ein Dominikanerinnenkloster eintrat.

Im wissenschaftlichen Umfeld stieß sie damit auf Unverständnis: „Die Kollegen haben sich tatsächlich gefragt, ob ich nun an den Osterhasen glaube.“ Ohne es zu wollen, findet sich Joanna Maria Otto zwischen zwei Fronten wieder.

In ihrer katholischen Gemeinschaft muss sie sich dafür rechtfertigen, an „diesen Evolutionsquatsch“ zu glauben. Die Folge: Joanna Maria Otto schreibt seither als Autorin Bücher über ihre Erfahrungen in beiden Welten, die für sie kein Gegensatz sind.

Regie

Valentin Badura

Drehbuch

Valentin Badura

Fritz Kalteis

Redaktion

Christoph Guggenberger