Hannah Arendt, elegant gekleidet, liegt entspannt auf einer Couch und hält eine Zigarette in der Hand - 1944 fotografiert von Fred Stein
ORF/ZDF/arte/ Vincent Productions Hamburg/Fred Stein Archiv
Hannah Arendt, 1944 fotografiert von Fred Stein
Zum 50. Todestag v. Hannah Arendt am 4.12.2025:

kreuz & quer

Hannah Arendt - Eine Jüdin im Pariser Exil

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Hannah Arendts Positionen zum Jüdischsein, zum Verhältnis Israel/Palästina und zu autoritär-totalitären Systemen scheinen aktueller denn je. Mit dem Biografen Thomas Meyer begibt sich die „kreuz & quer“-Dokumentation „Hannah Arendt – Eine Jüdin im Pariser Exil“ von Christian Bettges in die Zeit ihres Pariser Exils. An der Seine legte sie die Grundlagen für ihre späteren Werke, durch die sie Weltgeltung erlangen sollte.

Am 4. Dezember jährte sich der Todestag von Hannah Arendt zum 50. Mal. Die 1930er Jahre verbrachte die jüdische Publizistin auf der Flucht vor den Nationalsozialisten im Pariser Exil. Dort rettete sie Kindern und Jugendlichen das Leben, indem sie ihnen die Flucht nach Palästina ermöglichte. Arendts Analysen des Antisemitismus, ihre Forderung nach dem Recht, Rechte zu haben, wie auch ihre Auseinandersetzung mit der Assimilation von Juden an die Mehrheitsgesellschaft gründen in diesem Lebensabschnitt. Ebenso bildete sich ihre prozionistische Sicht auf die Gründung Israels heraus, die quer zu den Ansichten der rechten Strömung der Bewegung stand.

Die zum Bestseller avancierte Biografie von Thomas Meyer hat Arendts Zeit in Paris erstmals gründlich erforscht. Mit Meyer begibt sich die Dokumentation zu den Wirkungsstätten der politischen Denkerin – so nach Gurs, einem Internierungslager des Vichy-Regimes im Süden Frankreichs. Nach Kriegsbeginn wurden hier auch deutsche Jüdinnen und Juden interniert, die sich in Frankreich aufhielten. In einem kleinen Zeitfenster wurden manche Häftlinge entlassen, nur knapp entging Arendt so der Deportation nach Auschwitz-Birkenau.

Erst in ihrer neuen Heimat New York erfuhr Hannah Arendt vom Holocaust und verfasste ihre eindrucksvollen Thesen zu totaler Herrschaft als Praxis vollständiger Entmenschlichung. Neben Biograf Thomas Meyer kommen in der filmischen Annährung an diese Jahre ihres Lebens der Philosoph Omri Boehm, die Trägerin des Adorno-Preises und des Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken 2025, Seyla Benhabib, sowie die französische Arendt-Expertin Martine Leibovici und Marina Touillez, deren Darstellung von Arendts Pariser Exil- Umfeld in Frankreich intensiv diskutiert wurde, zu Wort.

Gestaltung

Christian Bettges

Redaktion

Helmut Tatzreiter