
Kostüm, Kulisse und Dekor - Von der Werkstatt auf die Bühne
Wiens Theater-, Opern- und Konzerthäuser sind weltberühmt, ihre Vorstellungen werden jährlich von mehr als fünf Millionen Menschen besucht und sind oft preisgekrönt und gefeiert. Damit jedoch ein solcher Abend für das Publikum über die Bühne gehen kann, bedarf es langer Planungsarbeiten und unzähliger Handgriffe in den unterschiedlichsten Werkstätten.

Von der Kunstschlosserei über die Weißnäherei, vom Kostümfundus über die Schneiderei bis hin zum Malersaal, der Tischlerei und den Schusterwerkstätten: an jeder einzelnen Produktion sind vielerlei auf höchstem Niveau ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker beteiligt, die Christian Papke in seiner Dokumentation ins Rampenlicht rückt.

Während in einem Erzählstrang die Bühnenarbeiter bei ihrer alltäglichen Arbeit bis zum Vorstellungsbeginn begleitet werden, bietet die zweite Ebene des Films Einblick in die Dekorations- und Kostümwerkstätten von ART for ART.

Im Wiener Arsenal befindet sich unter anderem die Schlosserei, wo große Unter- und Aufbauten für die Bühne entstehen, die dann in der Tischlerei bühnenwirksam verkleidet werden. In der Bildhauerei begleitet das Filmteam den Entstehungsprozess großer antik wirkender Masken und ruinenartiger Gebilde, die bei einer Ballettproduktion an der Wiener Staatsoper als Bühnenbild dienen sollen.

Besondere Herausforderung: die Objekte müssen wirken, als wären sie aus massivem Marmor gefertigt und doch leicht handhabbar bleiben. Außerdem dürfen sie keinerlei scharfe Kanten oder Spitzen haben, um die Verletzungsgefahr auf der Bühne zu minimieren. Im riesigen Malersaal, der ein Teil der Ateliers im Wiener Arsenal ist, wird den einzelnen „Steinen“ dann der letzte Schliff verliehen, sodass sie wirken, als wären sie hunderte Jahre alt.

Einem solchen künstlichen Alterungsprozess wird übrigens auch manches Kostüm ausgesetzt: Dafür gibt es eigene Patinierwerkstätten, wo nigelnagelneue, maßgeschneiderte Mäntel, Anzüge und Kleider so lange bearbeitet werden, bis sie sowohl zur jeweiligen Rolle als auch zur Epoche passen, in der das Stück spielt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erzählen von ihren akribischen Recherchen zu historischen Kostümen und modischen Besonderheiten im Laufe der Jahrhunderte.

Vieles findet sich im riesigen Kostümfundus – wird doch im Sinne der Nachhaltigkeit so manches Kleid, Hemd oder Accessoire für Neuproduktionen einfach umgearbeitet. Dabei lassen die Schneiderinnen und Schneider alte Schnitte und Passformen wieder aufleben und fertigen in stundenlanger Handarbeit selbst historische Halskrausen.

Eines der Highlights findet sich in der Modisterei, sozusagen der „Hutwerkstatt“: eine noch aus der k. u. k.-Zeit stammende Strohhut-Nähmaschine, die hier seit mehr als 100 Jahren zuverlässig ihren Dienst tut.

Doch auch alle anderen, noch so ausgefallenen Regie-Wünsche werden umgesetzt: ob alt wirkende Tschakos aus Filz oder bunte Teddybärenköpfe aus Korb-Material. Das Wichtigste bei Kopfbedeckungen wie bei Kleidung ist, dass die Kostüme perfekt sitzen und nicht verrutschen oder gar reißen.

Der Film holt jene Menschen vor den Vorhang, die tagein, tagaus hinter der Bühne das Unmögliche möglich machen. Die Handwerkerinnen und Handwerker zeigen dabei nicht nur ihr großes Können, sie erzählen auch manch unterhaltsame Anekdote aus ihrem Alltag und vermitteln ihre große Passion für die Bühne.
Regie
Christian Papke