Kosmos Ligeti
Ende Mai 2023 wäre der österreichisch-ungarische Komponist György Ligeti 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass taucht der neueste Film von Herbert Eisenschenk tief in den Kosmos Ligeti ein - in eine von Träumen und Traumata geprägte Kindheit, in eine von Diktaturen bestimmte Jugend und in eine offenbar in der Musik gefundene Freiheit.
Ligeti war kein Angepasster, der sich Moden und Trends unterordnete. Sein Werk ist zeitlos geblieben und begeistert bis heute eine große Zuhörerschaft. Seine eindringliche Musik wühlt auf, verstört und fasziniert gleichermaßen. Die Verwendung von Ligetis Werken in den Filmklassikern „2001 – A Space Odyssey“, „Shining“ und „Eyes Wide Shut“ von Stanley Kubrick machte ihren Schöpfer schließlich auch jenseits der Musikwelt berühmt.
Der polyglotte, kosmopolitisch geprägte Komponist folgte stets seinem unmittelbaren Interesse für das Unwegsame und Unbekannte, aus dem er Erkenntnis gewinnen wollte. Seine Werke gehören wohl zu den schwierigsten und komplexesten, die je komponiert worden sind – für seine Interpret:innen stets eine extreme Herausforderung. Der weltberühmten Bratschistin Tabea Zimmermann machte der Komponist mit der Widmung seiner Viola-Sonate ein fast unbezwingbares Geschenk, wie sie offen im Interview bekennt.
Unmittelbaren Einblick in Ligetis entbehrungsreiches und von Überlebensglück geprägtes Leben geben Vera und Lukas Ligeti, Witwe und Sohn des kompromisslosen Komponisten.
Der britische Pianist Dominic Harlan und sein Vater Jan Harlan, Schwager von Stanley Kubrick, berichten, wie Ligetis Musik ihren Weg in die Filme des Regisseurs fand.
Berührende Worte für seinen musikalischen Wegbegleiter Ligeti steuerte noch der kürzlich verstorbene Komponist Friedrich Cerha bei, und nicht nur für die Dokumentation stellt die luxemburgische Pianistin Cathy Krier unter Beweis, wie man mit pädagogischem Geschick auch die Jugend für Ligeti begeistern kann.
Erhellende Worte zum Wesen der beeindruckenden Klangwelt Ligetis untermauert der in Lübeck lehrende österreichische Organist Franz Danksagmüller mit gewaltigen, vibrierenden Orgel-Tönen.
Buch & Regie
Herbert Eisenschenk