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Kathleen Battle und Jessye Norman singen Spirituals

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Der Abend im März 1990 steht unter enormem Erwartungsdruck: Würden die beiden konkurrierenden Diven Kathleen Battle und Jessye Norman es tatsächlich schaffen, gemeinsam und nicht gegeneinander zu singen? Obwohl Spirituals sich inzwischen als Konzertrepertoire etabliert hatten, ist es ein Wagnis, die Wucht klassisch geschulter Stimmen auf die innig-schlichten Melodien „loszulassen“. Kann der Geist dieser Musik, die Menschen in der Unterdrückung Mut und Trost spenden sollte, bewahrt werden? Nicht zuletzt deshalb, weil sie für ein Publikum singen, das auf sündhaft teuren Opernsitzen sitzt.

Kathleen Battle und Jessye Norman singen Spirituals
ORF/C Major Entertainment/Sounding Images
Jessye Norman, Kathleen Battle beim Konzert in der Carnegie Hall (1990)

Am Ende erobern die beiden Diven die Carnegie Hall im Sturm, und Kritiker und Publikum zollen ihnen gebührend Tribut: Es ist ein musikalisches Fest voller Charisma, Virtuosität und Lebendigkeit. Eine wahre Show. Jessye Norman dominiert die Bühne mit ihrem authentischen Timbre und einem farbenfrohen afrikanischen Kostüm, während die Koloratursopranistin Kathleen Battle immer noch in der Lage ist, die allerfeinsten hohen Töne zu treffen. Wenn sie sich an ein Repertoire wagen, das in ihrer Jugend die Anfänge ihrer musikalischen Laufbahn markierte, entsteht eine magische Einheit zwischen den beiden gegensätzlichen Künstlerinnen.

Kathleen Battle und Jessye Norman singen Spirituals
ORF/C Major Entertainment/Ullstein/AP
Jessye Norman begeisterte ihr Publikum mit Wagner und Strauss genauso wie mit Jazz

Peter Gelb, Produzent des Konzerts und heute Generaldirektor der Metropolitan Opera, erinnert sich an die Umstände, unter denen dieses einzigartige Konzertereignis zustande kam. Queen Esther Marrow, Gründerin der Harlem Gospel Singers, und Jocelyn B. Smith, die heute in Berlin lebt, erinnern an die spirituelle und politische Dimension dieses einzigartigen Abends.

Die Dokumentation lässt das Konzert von damals Revue passieren. Heute, drei Jahrzehnte später, hört man es unweigerlich im Kontext der „Black Lives Matter“-Bewegung. Auch die beiden Sängerinnen haben sich ihren Platz auf der großen Bühne erst erkämpfen müssen. Durch ihre Karrieren haben sie das Auftreten nicht-weißer Sängerinnen und Sänger auf den Opernbühnen zur Normalität gemacht.

Gestaltung
Dag Freyer

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