Jedermann
Am 22. August 1920 läutete die Ur-Aufführung des Jedermann von Hugo von Hofmannsthal in der Inszenierung von Max Reinhardt die Geburtsstunde der Salzburger Festspiele ein. Zwischen Lust und Leben, Tod und Vergänglichkeit, Gut und Böse, Reue und Erlösung entfaltet sich jedes Jahr aufs Neue das Spiel vom Sterben des reichen Mannes auf dem Domplatz der alten Bischofsstadt - eine Metapher und Allegorie des Lebens, konzipiert als Wiederbelebung einer mittelalterlichen Moralität nach dem Vorbild des englischen Everyman, angereichert durch Hecastus von Hans Sachs und andere Quellen.
Inmitten des existentiellen Dramas steht Jedermann, der mit seiner eigenen Sterblichkeit, mit der Vergänglichkeit des Seins konfrontiert wird. Unausweichlich begegnet er sich selbst und setzt damit auch dem Publikum einen Spiegel vor.
Auf seinem Weg zu weltlichen Vergnügungen verweigert er den Bedürftigen Hilfe, kennt keine Gnade und will den eindringlichen Mahnungen seiner Mutter nicht folgen. Doch als ihn inmitten ausgelassener Feierlichkeiten Todesahnungen ereilen und er selbst zum Bittsteller wird, muss er erkennen, dass alles Irdische vergänglich ist.
Gespannt darf man heuer auf die szenische Neuausrichtung des morbiden All-time-Hits blicken, denn der Kanadier Robert Carsen, vor allem bekannt durch seine Operndeutungen, übernimmt die Neuinszenierung des Stücks.
Die Titelrolle übernimmt Philipp Hochmair, der bereits 2018 fünf Vorstellungen für den kurzfristig erkrankten Tobias Moretti übernommen hatte und für seine fulminante Leistung gefeiert wurde. Mit dem Jedermann-Stoff vertraut ist er spätestens seit seiner Rockversion Jedermann Reloaded.
In der Rolle der Buhlschaft ist erstmals die gebürtige Schweizer Schauspielerin Deleila Piasko zu sehen.
Der ORF zeigt die Neuinterpretation des Bühnenklassikers in der Bildregie von André Turnheim.