Jacques Offenbach - Hoffmanns Erzählungen
Mit dem wohl berühmtesten Fragment der Opernliteratur stellt sich die französische Regisseurin Mariame Clément diesen Sommer erstmals bei den Salzburger Festspielen vor.
Nach unzähligen satirischen Operetten war die Oper Hoffmanns Erzählungen 1881 Jacques Offenbachs letzter Versuch, all jene eines Besseren zu belehren, die in ihm nicht mehr als einen Komponisten leichter musikalischer Kost sahen. Den berühmtesten Dichter der Romantik, E. T. A. Hoffmann, der in seinen Schriften auf faszinierende Weise den Schwellenbereich zwischen Realität und Fantastik auslotete, nahm sich Offenbach zum Titelhelden.
Unglücklich verliebt begegnet Hoffmann in einem raffinierten Vexierspiel seinen literarischen Figuren. In einer weinseligen Nacht erzählt er seinen Freunden von drei romantischen Begegnungen: So verliebte er sich in die makellose Schönheit Olympias, um alsbald bitter erkennen zu müssen, dass die Begehrte ein Kunstwesen war.
Die hochbegabte Antonia, die sich ganz dem Gesang hingab, starb in Hoffmanns Armen. Und schließlich Giulietta, eine venezianische Kurtisane, die zwar ewige Liebe schwor, ihn aber doch nur verführte, um seines Spiegelbilds habhaft zu werden. Eine Konstante bei all den fantastischen Liebesabenteuern ist sein immerwährender Widersacher Lindorf in wechselnder Gestalt.
Hin- und hergerissen zwischen Kunst und Leben, Liebe und Fantasie, Traum und Wirklichkeit scheitert Hoffmann stets nicht nur an der Liebe, sondern an seinen dämonischen Gegenspielern und zuletzt an sich selbst. Seine Fantasien gewinnen mehr und mehr die Oberhand, bis alptraumhafte Illusion und Realität kaum mehr voneinander zu unterscheiden sind.
Meisterhaft verband Jacques Offenbach die heitere Seligkeit der Operette mit der Sentimentalität der Opéra comique und der Surrealität der romantischen Oper: Ein Musiktheater, dessen Melodien sich bis heute große Beliebtheit erfreuen.
Am Pult der Wiener Philharmoniker steht der Franzose Marc Minkowski, auf der Bühne agiert ein internationales Sängerensemble, das von Benjamin Bernheim in der Titelrolle angeführt wird. Die großen Chorstellen bestreitet einmal mehr die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor.
Für die TV-Übertragung zeichnet Michael Beyer verantwortlich, durch den Opernabend führen Teresa Vogl (ORF) und Dorothée Haffner (ARTE).