
Ischl persönlich
„Ischl, Ischl, Ischl – ein Klavier hinter jedem Gebüschl“: So brachte Karl Farkas einst den Genius Loci der Operetten - „Metropole“ auf den Reim. Es war eine Sensation, als das 14.000-Einwohner-Städtchen Bad Ischl zu einer von drei „Europäischen Kulturhauptstädten“ 2024 ernannt wurde. Internationale Bekanntheit hatte der idyllisch gelegene Kurort schon eineinhalb Jahrhunderte zuvor erlangt – als Sommerresidenz von Kaiser Franz Joseph I. Bis heute lebt Ischl gut von der touristischen Vermarktung des habsburgischen Erbes. Dabei hat der Ort so viel mehr zu bieten als Kaiser-Kult und Sisi-Kitsch. Eine vitale Kulturszene zum Beispiel – und viele zivilgesellschaftlich engagierte Menschen. Der gebürtige Bad Ischler Günter Kaindlstorfer porträtiert einige von ihnen:

Die Graphikdesignerin Katharina Weglehner betreibt einen Concept-Store an der Traun-Esplanade.
Die renommierte Publizistin und Gartenexpertin Julia Kospach, eine Wahl-Ischlerin, kennt das innere Salzkammergut wie ihre Westentasche. Was sie bemerkenswert findet: die kompromisslose Feierbereitschaft der Menschen hier.

Als Reporter der „Ischler Woche“ berichtet Manfred Madlberger in seinem Berufsalltag von Scheunenbränden, Folk-Konzerten, Autodiebstählen und Kellerüberflutungen. Als Musiker allerdings rockt er regelmäßig die Alternativkultur-Hotspots zwischen Obertraun, Hallstatt und Ebensee.

Als Literaturvermittlerin und Leiterin der Ischler Pfarrbücherei steht Claudia Kronabethleitner an vorderster Front, wenn es um die Vermittlung von Literatur- und Lesebegeisterung in der Stadt geht. Immer wieder holt sie auch renommierte Autorinnen und Autoren nach Ischl.

Die „Café-Konditorei Zauner“ ist eines der Wahrzeichen der einstigen „Kaiserstadt“. Philipp Zauner hat die Geschäftsführung des Traditionsbetriebs übernommen – in siebter Generation.
Der gebürtige Rumäne Emilian Tantana fungiert seit dreißig Jahren als Herz und Hirn der „Jazzfreunde Bad Ischl“ – einer Vereinigung von Musik-Enthusiast:innen, die regelmäßig Jazz von internationalem Format an die Traun bringt.
Der „Tobi“, wie Tobias Leitner von seinen Fans genannt wird, ist ein Ischler Original: Er ist nicht nur begeisterter ÖBBler, sondern auch ein erfolgreicher Influencer mit zehntausenden Followern auf Tiktok.
Man muss sich den erfolgreichen Operetten-Regisseur Thomas Enzinger als Liebenden vorstellen: Anders wäre es nicht zu erklären, dass der Intendant des „Lehár-Festivals“ seine Wahlheimat Bad Ischl Sommer für Sommer zum Mekka für Fans schmissiger Operetten-Inszenierungen macht.
In der Begegnung mit diesen Menschen wird das Bild eines „anderen Bad Ischl“ vermittelt – einer Stadt, die ihre Gäste auf vielerlei Weise zu überraschen vermag. Ganz abseits von schwarz-gelber Nostalgie.
Regie
Günter Kaindlstorfer
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