Ikonen Österreichs
Licht und Schatten einer Republik
Die zweite Republik ist noch keine hundert Jahre alt doch reich an bewegenden Epochen und besonderen politischen Persönlichkeiten. In der neuen Folge der ORF-Kulturreihe „Ikonen Österreichs“ richtet Regisseurin Marlies Faulend die Aufmerksamkeit auf Lichtgestalten und Schattenfiguren der Österreichischen Zeitgeschichte.
Ein solches ist zum Beispiel ein Telefon, wie es einst fast jeder in seinem Zuhause stehen hatte. So auch Alt-Kanzler Bruno Kreisky. Das Besondere an dessen Telefonanschluss: seine Nummer „37 12 36“ stand bis in die 1980er im Telefonbuch - und die einstige politische Spitze des Landes somit jedermann und jederfrau zur ferngesprächlichen Verfügung. Seine damalige Sekretärin Margit Schmidt erinnert sich noch gut an die Anrufe der Menschen, mit denen Kreisky oft und gerne sprach. Das hat sich auch der ehemalige Ministersekretär Hans Pusch zu Nutze gemacht, der als Kreisky-Stimmenimitator Ministern und Medien zahlreiche Telefonstreiche spielte.
Eine andere Ikone weckt weniger spaßige, aber nicht minder bedeutsame Erinnerungen. Als politische Satire und Protest gedacht, entwarfen Künstlerinnen und Aktivisten, rund um den Kabarettisten und Journalisten Kuno Knöbl, Mitte der 1980er das Waldheim-Holzpferd.
Der meterhohe Vierbeiner sollte dem Unmut mancher Wählerinnen und Wähler Ausdruck verleihen. Denn der ehemalige UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim kandidierte 1986 für das Amt des Bundespräsidenten. Mitten im Wahlkampf kam seine Nazi-Vergangenheit ans Licht, über die sich nicht nur die Konstrukteurinnen und Unterstützer des Holzpferdes empörten. Doch viele Österreicherinnen und Österreicher hatten eine ganz ähnliche Vergangenheit wie Waldheim – und so mancher wünschte sich, dass diese auch weiterhin im Dunkel schlummern könne.
Und auch die dritte Ikone des Filmes erzählt über die Licht- und Schattenseiten der Republik. Kaum ein anderer Gegenstand war so bedeutsam für Österreichs jüngere Geschichte und Entwicklungen – der Stimmzettel für die Volksabstimmung zum Beitritt zur EU. Am 12. Juni 1994 durfte Österreich wählen und genau zwei Drittel der Abstimmenden taten das mit einem Kreuzerl unterm „Ja“. Doch diesem „Ja“ zur EU ging massive Propaganda voran, denn die Europäische Union hatte nicht nur Vorteile „mit im Gepäck“.
Der Tiroler Fritz Gurgiser setzt sich bis heute gegen die „Transit-Lawine“ am Brenner ein, der Gegend, die für ihn bis heute zu den größten Verlierern des EU-Beitritts gehört. Eine ganz andere Perspektive hat Landwirt Robert Ehrenhofer. Seine Landwirtschaft betreibt er im Bezirk Jennersdorf im Südburgenland – der Gegend mit der höchsten Pro-Kopf EU-Förderung des Landes.
Regie
Marlies Faulend