Ikonen Österreichs
Die Faszination des Nutzlosen
In der Reihe IKONEN ÖSTERREICHS werden Gegenstände lebendig gemacht, die eine ikonische Bedeutung für die Geschichte des Landes haben. Die Weltmaschine, die Wiener Schneekugel und das Wunschkennzeichen erzählen von der Vorliebe der Österreicherinnen und Österreicher für das kleine, ganz private Spektakel. Regisseurin Gabriele Schiller wirft in dieser Folge der Reihe einen Blick in die Wohnzimmer, Werkstätten und Autogaragen der Österreicherinnen und Österreicher.
Was ist typisch österreichisch? Abgesehen vom pittoresken Alpenpanorama bescheinigt man Herrn und Frau Österreicher gerne eine großzügige Portion Gemütlichkeit. Ein Talent zum Müßiggang und die Lust am Spiel scheint den Menschen hierzulande tatsächlich in die Wiege gelegt. Nicht ohne Grund ist der Wiener Wurstelprater der älteste Vergnügungspark der Welt. Der ungebrochenen Faszination am Nutzlosen verdanken wir aber noch andere einzigartige Erfindungen und Phänomene.
In Edelsbach bei Feldbach, fernab von großen Städten, steht in einem heute liebevoll renovierten Bauernhaus die Weltmaschine. Ende der 1950er-Jahre lebt hier ein verarmter Bauer mit seiner Familie. Nur einmal in seinem Leben macht er eine Reise zur Weltausstellung nach Brüssel. Dort fasziniert ihn das Atomium. Ein Zeichen des Fortschritts, das er zu Hause in Edelsbach nachzubauen beginnt.
20 Jahre später interessiert sich für das monströse Gebilde aus blinkendem Schrott die intellektuelle Elite des Landes. Die Weltmaschine zieht bis heute tausende Besucherinnen und Besucher, Filmteams, Kunstschaffende, ja sogar IndustriedesignerInnen an.
In der Werkstatt des Wiener Chirurgeninstrumentenbauers Erwin Percy entsteht um die Jahrhundertwende durch Zufall eines der beliebtesten Reisesouvenirs, die Wiener Schneekugel. Sie ist ein maximal 30 Zentimeter großes Spielzeug.
Bis heute übt die Glaskugel gefüllt mit Kunstschnee weltweit auf Menschen jeden Alters eine Faszination aus.
Die wenigen Sekunden Schneegestöber, sind auch für den Direktor des Wiener Filmmuseums Michael Loebenstein ein perfekt inszeniertes Drama, das fesselt und nie gleich ist. In der Werkstatt der Wiener Schneekugelmanufaktur arbeitet mittlerweile mit Sabine Percy die vierte Generation an neuen Modellen.
Auf eine andere Art und Weise dem Alltag entrinnen und sich von der Masse abheben wollen die BesitzerInnen von Wunschkennzeichen. 1989 beginnt das Rennen um den originellsten Namen auf Österreichs heiliger Kuh, dem Auto. Der Film begibt sich auf die Spurensuche nach den Erfindern des Wunschkennzeichens und landet im Keller eines Wiener Altbaus.
Der ehemalige Verkehrsminister Rudolf Streicher sammelt vom Clinch mit dem Maler Friedensreich Hundertwasser ganze Ordner an Zeitungsberichten. Der Streit um den Erhalt des schwarzen Taferls bringt die Volksseele schon Ende der 1980er zum Brodeln. Das kümmert die Wunschkennzeichenbesitzer von heute wenig. Sie sind glücklich über ihre persönlichen Wortkreationen, die alles Mögliche über die Vorlieben von Herrn und Frau Österreicher verraten.
Regie
Gabriele Schiller