Ikonen Österreichs
Die hohe Kunst des Scheiterns
In der Reihe IKONEN ÖSTERREICHS werden Gegenstände lebendig gemacht, die eine ikonische Bedeutung für die Geschichte des Landes haben. Im „Mann ohne Eigenschaften“ hat Robert Musil vielleicht die treffendste Beschreibung für Österreich abgegeben: „...man saß im Mittelpunkt Europas, wo die alten Weltachsen sich schneiden...der Regierungsgrundsatz war das Sowohl-Als-Auch oder noch lieber, mit weisester Mäßigung das Weder-Noch...“. Es scheint fast so, als würde man im Scheitern die Überlegenheit finden, die den Verlierer zum wahren Sieger über den Triumphator erklärt. In der Folge „Die hohe Kunst des Scheiterns“ wird anhand von drei Beispielen dieses österreichische Axiom einer scheinbaren Erfolglosigkeit erzählt.
Im Ersten Weltkrieg unterhält Österreich-Ungarn eine der größten Marinen der Welt. Mit dem Bau von vier großen Schlachtschiffen will man der KuK. Marine eine besondere Bedeutung verleihen. Der große Stolz ist das Flaggschiff, die „Viribus Unitis“, benannt nach dem Wahlspruch von Kaiser Franz Joseph I.
Als sich das Kriegsende im Oktober 1918 abzeichnet übergibt Kaiser Karl die gesamte Flotte an den neu gegründeten SHS Staat, die Vereinigung der Slowenen, Kroaten und Serben, dem Vorläufer des Königreichs Jugoslawien. Nur wenige Stunden nach dieser Übergabe startet ein Spezialkommando der italienischen Marine einen Angriff auf die in Pula vor Anker liegende „Viribus Unitis“. Fast zeitgleich und symbolhaft mit dem Ende der Monarchie versinkt der Stolz von Österreich Ungarn im Meer.
Auch die 1. Republik hatte ihre Prestigeobjekte. Man baut vor allem Straßen, wie die Wiener Höhenstraße und die Großglockner Hochalpenstraße, aber auch eine Brücke der besonderen Art. Mit der Wiener Reichsbrücke will man die Leistungsfähigkeit des kleinen Österreich darstellen.
Bereits während der Errichtung kommt es zu heftigen Diskussionen zwischen den führenden Fachleuten über mögliche Probleme bei der Statik der Brücke. 1937 eröffnet, überdauert die Brücke selbst die Beschädigungen im 2. Weltkrieg. Aber am 1. August 1976, in den frühen Morgenstunden, ereilt sie dann doch ihr Schicksal. Der Einsturz bringt zahlreiche Verschwörungstheorien hervor, was ist wahr, was ist tatsächlich geschehen?
Nach dem geglückten Wiederaufbau will man in Österreich endlich auch ganz vorne am technischen Fortschritt teilhaben. Wien wird Sitz der Atomenergiekommission der Vereinten Nationen, obwohl es noch kein eigenes AKW gibt. Das soll sich ändern, und darum beschließen alle Parteien im Nationalrat den Bau von Atomkraftwerken in Österreich.
Das AKW Zwentendorf wird als erstes fertig gestellt. Doch in der Bauphase gibt es unerwarteten Widerstand. In den Neunzehnsiebziger Jahren taucht ein völlig neues Phänomen in der Österreichischen Politik auf, die Umweltbewegung.
Quer durch alle Parteien geht die Diskussion pro und kontra Atomenergie. Bundeskanzler Kreisky macht die Nagelprobe und lässt das Volk abstimmen. Mit der knappen Mehrheit von vierzigtausend Stimmen wird die Atomenergie abgelehnt und das startbereite AKW Zwentendorf zu einer wirtschaftlichen Ruine.
Regie
Gerald Navara