Ikonen Österreichs
Sexsymbole
Sie sind ur-alt, ur-wienerisch und ur-eigenartig, die „Sexsymbole“ dieses Landes. Die Venus von Willendorf, Josefine Mutzenbacher und die sogenannten „Sexkoffer“ erzählen nicht nur etwas über die erotischen Seiten von uns Österreicher*innen, sondern auch etwas über unsere Perversionen und Prüderie, über unsere Kultur und Politik. In der neuen Folge der ORF-Kulturreihe „Ikonen Österreichs“ begibt sich Regisseurin Marlies Faulend unter anderem in die Wachau, an den Fundort der vielleicht schönsten Frau für heimische und internationale Archäolog*innen.
Die Venus von Willendorf ist rund 30.000 Jahre alt und wird als so kostbar angesehen, dass lange Zeit nur eine Kopie von ihr ausgestellt wurde. Sie begeistert bis heute mit ihrem Anblick und gibt der Wissenschaft noch immer viele Rätsel auf. Denn warum oder wofür sie geschaffen wurde, ist bis heute nicht klar. Auch der Film kann die bislang unbeantworteten Fragen rund um die mysteriöse Frauenfigurine nicht lösen. Doch es gibt überraschende Theorien zur ihrem Bestimmungszweck – etwa von dem Kabarettisten Leopold Toriser, der Archäologin des Naturhistorischen Museums in Wien, Walpurga Antl-Weiser, und der Erotik-Expertin Ingrid Mack.
Auch eine andere Frau steht einzigartig für Österreichs Geschichte. Die Figur der Josefine Mutzenbacher „erblickt“ 1906 das Licht der Welt und ist damals nur eine von vielen in der einschlägigen Literatur. Doch sie überdauert die Jahrzehnte und beschäftigt bis heute Literaturwissenschafter*innen, wie Clemens Ruthner, sowie neugierige Leser*innen.
Denn sie lässt nicht nur erfahrenes Publikum erotischer Werke mit erstaunten Gesichtern zurück, sondern ist auch ein spannendes Zeitdokument, das ein Wien der Jahrhundertwende abseits des prunkvollen KuK-Glanzes zeigt.
Weniger offenherzig, aber ebenso entblößend, sind die sogenannten „Sexkoffer“. Gemeint sind damit Lehrmittel aus den 1980er Jahren, die das prüde Österreich mit Sexualunterricht schockieren. Für heutige Verhältnisse fast nicht mehr nachvollziehbar, sorgten rund zehn Kilogramm Papier damals für blankes Entsetzen vieler konservativer Eltern, Pädagog*innen und Politiker*innen. Für den Journalisten und Autor, Martin Wassermair, stehen die Sexkoffer für seine Jugend. Für ihren „Erfinder“, Frank Chisté, für das Verklemmtsein der Österreicher*innen. Und für den Leiter des Verhütungsmuseums, Christian Fiala, für eine weitere Fehlleistung heimischer Sexualerziehung.
Die Reihe „Ikonen Österreichs“ rückt Gegenstände ins Scheinwerferlicht, die eine ikonische Bedeutung für die Geschichte des Landes und seine Menschen haben.
Regie
Marlies Faulend