Ikonen Österreichs
Vom Werden des Landes
Österreich präsentiert sich in dieser Folge als Bilderbuchnation. Das Land im Zentrum Europas ist zwar klein, aber stolz auf eine große, ja weltverändernde Geschichte und Tradition. Österreich sieht sich als Heimat eines friedfertigen, heiteren Volks, bedeutender Söhne und Töchter, voll spektakulärer Landschaften, berühmter Kulturmetropolen, höchster Kunst und Lebenskunst. Die Wahrheit ist etwas komplizierter.
2000 Jahre lang haben sich auf unserem Boden die Völker bekämpft, Allianzen gebildet und gebrochen, Weltreiche hatten hier ihr Zentrum, dann wieder war das Land tiefste, machtlose Provinz, besetzt, geteilt, geplündert. Die klar definierte Identität ist ein Mythos. Doch es gibt weltgeschichtliche Ereignisse, in denen die Österreicher ihre Identität suchen und mit deren Hilfe sie diese Identität konstruieren.
Im Film wird das Werden unseres Landes anhand dreier „Ikonen“ gezeigt, um die sich staatstragende Legenden ranken, die aber auch tatsächlich die bedeutendsten Umbrüche der Geschichte Österreichs dokumentieren: die Münze des Marc Aurel, die Ostarrichi-Urkunde und der Österreichische Staatsvertrag.
Da ist zunächst eine unscheinbare Münze, eine Sesterze aus der Zeit des römischen Kaisers Marc Aurel aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. Sie zeigt den Kaiser, der im Zuge des Heerzugs über die Donau ins feindliche Land der germanischen Markomannen im heutigen Österreich das Herrschaftszentrum Roms einrichtet.
In der „Ostarrichi Urkunde“ aus dem Jahre 996 taucht erstmals der Begriff „Österreich“ als Bezeichnung unseres Gebiets auf – es ist die Keimzelle des Landes, aus dem später die Großmacht Österreich werden sollte. Die kleine und eigentlich völlig unbedeutende Urkunde wurde erst viel später als Grundsteinlegung des „tausendjährigen Österreich“ gefeiert.
Das wichtigste zeitgenössische Dokument Österreichs ist der Staatsvertrag aus dem Jahre 1955. Im Mythos um seine Entstehung zeichnet sich die Zweite Republik als das glückliche kleine Land, das den Weltmächten trotzt und sich selbst mit List und Klugheit einen Platz an der Sonne verschafft. Symbolisiert wird diese Geschichte durch „Figls Sessel“, also eines der imperialen Möbel, die für die Staatsvertragszeremonie aus dem Hofmobiliendepot ins Belvedere gekarrt wurden.
Regie
Peter Beringer