Zum 80. Geb. v. Klaus Maria Brandauer am 22.6.2023:

Ich spiele Leben - Klaus Maria Brandauer

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Drei Buben aus dem Ausseerland treffen einander Ende der 1940er-, Anfang der 1950er-Jahre. Die Frage kommt auf, welche Berufe sie dereinst ergreifen wollen: „I geh' zum Konsum“, sagt der erste, „ich ins Salzbergwerk“, der zweite. „Ich werde Schauspieler“ sagt mit großer Ernsthaftigkeit der dritte. Ungläubiges Gelächter. Jener, der zuletzt lachte, ist heute ein Gigant des Theaters, des Kinos und Fernsehens. Klaus Maria Brandauer war der „Jedermann“ auf dem Salzburger Domplatz und Bond-Bösewicht. Besonders wegen seiner Leistung als Hendrik Höfgen wird István Szabós „Mephisto“ mit dem Oscar auszeichnet. Längst hat Brandauer selbst als Regisseur Renommee erworben. Demnächst wird er 80 Jahre alt. Immer noch steht er vor der Kamera und auf der Bühne. Martin Traxl trifft den Star zum Interview im Wiener Burgtheater, dessen langjähriges Ensemble- und Ehrenmitglied Klaus Maria Brandauer ist.

Klaus Maria Brandauer & Martin Traxl
ORF

1963 wird Klaus Maria Brandauer an das Landestheater Tübingen engagiert. Bei seinem Debüt als Claudio in Shakespeares „Maß für Maß“ wird wenige Minuten vor seinem Auftritt eine Durchsage gemacht: US-Präsident John F. Kennedy sei einem Attentat erlegen. Da sei er schon ein wenig verärgert gewesen, sagt der Schauspieler später. Ein wenig Größenwahn gehöre zum Metier, warum sonst sollte man vor ein großes Publikum treten?

Klaus Maria Brandauer
ORF

Die – mitunter kolportierten – Erzählungen über seine Hybris mag er nicht mehr hören. Zu oft seien sie durchgekaut worden. Das Wiener Publikum – Brandauer war wenig später ans Theater in der Josefstadt übersiedelt – lernt denn auch einen Schauspieler kennen, dem auf der Bühne jede Allüre oder Outrage fernliegt. Stets ist er ganz im Moment, spielt reduziert und verinnerlicht. Während mache seiner Kollegen einen natürlichen Tonfall behaupten, pflegt er ihn wirklich. „Ich spiele keine Rollen“, sagte Brandauer einmal. Er verwandelt sich seinen Figuren an und schöpft doch auch immer aus sich selbst. Seinen Durchbruch feiert er in Fritz Kortners letzter Inszenierung in Emilia Galotti. 1972 wird er an das Burgtheater geholt. Ab 1983 dominiert er „als Faschingsprinz von Salzburg“, wie er ironisch anmerkt, den Domplatz in der Titelrolle von Hofmannsthals „Jedermann“.

Klaus Maria Brandauer als Jedermann
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Klaus Maria Brandauer (Jedermann)

Auf der großen Leinwand feiert er Welterfolge. Nach „Mephisto“ lockt Hollywood: An der Seite von Sean Connery spielt er den Bond-Widersacher Maximilian Largo in „Sag niemals nie“. Für seine Leistung in „Jenseits von Afrika“ bekommt er den Golden Globe.

Klaus Maria Brandauer (Baron Bror Blixen), Meryl Streep (Karen Blixen).
ORF/Universal
Klaus Maria Brandauer (Baron Bror Blixen), Meryl Streep (Karen Blixen).

Unterschiedlich glückhaft ist der Regisseur Brandauer: Sein Film „Georg Elser – Einer aus Deutschland“ ist eine beklemmende Aufarbeitung der Nazi-Zeit, ein zeitgeschichtlicher Thriller, der in Rembrandt-Tönen gehalten ist. Für seine Berliner Inszenierung der Dreigroschenoper mit Campino, dem Frontmann der „Toten Hosen“ in der Rolle des Mackie Messer, gab es Kritikerschelte – doch das Publikum stürmte die Vorstellungen. Klaus Maria Brandauer wurde zwei Mal Vater von Söhnen: das erste Mal mit knapp 20 Jahren mit seiner früh verstorbenen Frau, der Filmemacherin Karin Brandauer. Mit seiner zweiten Frau, der Theaterwissenschaftlerin Natalie Krenn-Brandauer, hat er einen zweiten Sohn.

Moderation
Martin Traxl

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