Herbert Brandl
APA/Hans Klaus Techt
In memoriam Herbert Brandl:

Herbert Brandl - Kunst und Obsession

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Der österreichische Maler Herbert Brandl ist im Alter von 66 Jahren in Wien gestorben. Der gebürtige Grazer erlangte in den 1980er-Jahren mit der Künstlerbewegung der „Jungen Wilden“ große Bekanntheit. Brandl war besonders für seine großformatigen Bergpanoramen, seine pastosen Farbexplosionen und seine düsteren Meditationen über den Tod geschätzt. Er galt als einer der erfolgreichsten Maler Österreichs unserer Zeit, posthum erhält er den Großen Österreichischen Staatspreis. Die Dokumentation von Ines Mitterer aus dem Jahr 2017 zeigt ein intimes Porträt des renommierten Künstlers.

Die Berge, die er malt, sind mächtig, zerklüftet, wild. Die Formate riesig. Er arbeitet schnell oder gar nicht. Ein 2 mal 4 Meter Bild entsteht schon einmal in einer Stunde obsessiver Arbeit. Trotz explosiver Ausdruckskraft sitzt jeder Pinselstrich.

Herbert Brandl - Kunst und Obsession
ORF/WR Film/Walter Reichl
Dreharbeiten mit Herbert Brandl

Herbert Brandl hat alles erreicht, was man als zeitgenössischer Künstler erreichen kann. Seine Gemälde hängen in hochkarätigen Sammlungen, er wird von den besten Galerien vertreten, unterrichtet auf einer der angesehensten Kunstakademien, nimmt an Biennalen und Documentas teil und kann schon lange von seiner Kunst leben, gut sogar. Über einen Zeitraum von sechs Jahren gewährt dieser Film von Ines Mitterer Einblick in die Welt des Künstlers, sein Arbeiten, Zweifeln, Suchen, in der Kunst wie im Leben, was für Herbert Brandl eigentlich das Gleiche ist.

Herbert Brandl - Kunst und Obsession
ORF/WR Film/Walter Reichl
Herbert Brandl bei der Arbeit

Brandl ist ein Suchender, ein Sammelnder, ein Unruhiger. Das ist gut für die Kunst. Außergewöhnlich, dass sich ein Künstler bei seiner doch recht intimen Auseinandersetzung mit der Leinwand in die Karten schauen lässt.

Herbert Brandls Reich, ein Hinterhofhaus mitten in Wien, ist ein Privatmuseum. Die Vitrinen - aus den Beständen des Kunsthistorischen Museums - voller Kostbarkeiten. Auf dem Boden gestapelt, Berge von seltenen Teppichen. Brandl sammelt obsessiv, einmal sind es asiatische Kalligraphien, dann Mineralien, Teppiche, Bilder und Skulpturen anderer oder Schwerter und Messer - besondere Stücke aus Japan, deren Geschichte er ausgräbt und bewahrt wie einen Schatz.

Herbert Brandl - Kunst und Obsession
ORF/WR Film/Walter Reichl
Gemälde von Herbert Brandl

Aber nicht nur für die Schönheit dieser oft für Samurais handgefertigten Klingen kann Herbert Brandl stundenlang schwärmen, sondern auch für ihre tödliche oder rettende Schärfe. Er malt abstrakt oder abstrahiert Gesehenes - am liebsten unberührte Landschaften, Berge. Motive, die nach wie vor unter Kitschverdacht stehen. Brandl macht sie zeitgenössisch.

Herbert Brandl - Kunst und Obsession
ORF/WR Film/Walter Reichl
Herbert Brandl

Diese Passion für die Wildnis, das schwer Erreichbare jenseits der Touristenströme, verbindet ihn mit dem Schriftsteller Christoph Ransmayr, der erzählt, dass ihm mit Brandls Bildern im Kopf, die Wirklichkeit auf seinen Reisen noch wirklicher, vielschichtiger erscheint. Oder mit Reinhold Messner, dem Extrembergsteiger und Brandl-Sammler, der schildert, wie ein Gemälde von Brandl seine Erlebnisse tiefgründiger zu vermitteln weiß als das beste Foto.

Herbert Brandl - Kunst und Obsession
ORF/WR Film/Walter Reichl
Herbert Brandl bei einer Wanderung

Regisseurin Ines Mitterer porträtierte Herbert Brandl, den Künstler und Sammler, Umweltaktivisten und Samurai-Kenner, Akademieprofessor und Freund in Lissabon und Düsseldorf, in seiner Heimat, der Südsteiermark und im Waldviertel. Es entstand dabei ein intimer Film, in dem der Künstler viel von sich herzugeben bereit war.

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