
Helen Mirren - eine königliche Schauspielerin
Königinnen, Prostituierte, Detektivinnen oder Göttinnen: Helen Mirren gehört zu jenen Schauspielerinnen, die sich in jede Figur verwandeln können, ohne sich dabei zu verbiegen. Ihre Darstellungen sind so glaubwürdig, dass sie manchmal sogar die Wahrnehmung der Wahrheit verschieben. In ihrer Oscar-gekrönten Rolle als „Queen“ genügte eine einzige Träne, um den Blick auf die oft als gefühlskalt geltende Elizabeth II zu verschieben. Anlässlich ihres 80. Geburtstages zeigt der ORF diese Dokumentation von Regisseur Nicolas Maupieds.

Schon als junge Frau war Helen Mirrens Leben von Widersprüchen geprägt. Aufgewachsen in England als Tochter russischer Exil-Adeliger und überzeugter Kommunisten, wurde sie auf eine katholische Schule geschickt. Entschlossen ihren eigenen Weg zu gehen ging sie mit 18 heimlich zum Vorsprechen, mit 20 spielte sie bereits Kleopatra und entwickelte sich zu einer der profiliertesten Shakespearedarstellerinnen am Theater.

Sie ist nicht nur Film- und Fernsehstar, sondern auch eine Theaterikone, die als einzige Schauspielerin, die drei wichtigsten Schauspielpreise gewonnen hat: den Oscar, den Emmy Award und den Tony Award, die sogenannte „Triple Crown of Acting“.

Sowohl auf der Bühne als auch vor der Kamera spielt die britische Darstellerin starke, komplexe Frauen, die machtvoll mit ihrer sexuellen Energie umgehen. Wegen ein paar freizügiger Performances, etwa als junges Nacktmodell eines Malers in Das Mädchen vom Korallenriff (Age of Consent, 1969) oder als Prostituierte in Zerstörte Liebe (Hussy, 1980) stempelt sie die britische Boulevard-Presse zum „Sex-Symbol“. Diesen und anderen sexistischen Angriffen begegnet sie mit Widerstand und Humor. Zum Objekt hat sie sich nie machen lassen. „Ich musste nicht Feministin werden – das war ich schon mit zwei Jahren“, sagte sie einmal. Dafür räumt sie freimütig ein, keinerlei mütterliche Instinkte zu haben.

Nachdem eine Hollywood Karriere zunächst ausgeblieben ist, gelingt ihr ausgerechnet mit einer Fernsehrolle im Film „Heißer Verdacht“ der internationale Durchbruch. 2003 wurde sie von Königin Elisabeth II. zur Dame ernannt. Vier Jahre später schlüpft sie in Stephen Frears Film „The Queen“ in die Rolle der Monarchin und wird dafür mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.
Die Doku von Nicolas Maupied verzichtet auf Off-Kommentare und Einordnungen von außen. Sie überlässt Helen Mirren selbst das Wort – in Interviews, Filmszenen und Archivaufnahmen. Das Resultat ist das Porträt einer Frau, die mehr ist als nur eine Leinwandikone. Sie ist unbequem, charmant, scharfzüngig, selbstbestimmt – und dabei immer ganz bei sich.
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